„Post mit Herz“: Wie Postkarten einsamen Menschen Freude schenken können

Ein Briefumschlag mit einem Herzen liegt auf einem Tisch. Foto: juliasudnitskaya/stock.adobe.com/Symbolbild

Es heißt, Weihnachten sei das Fest der Liebe. Die ganze Familie kommt unter dem Weihnachtsbaum zusammen, man verbringt die Festtage im Kreise der Liebsten oder bekommt zumindest die obligatorische Weihnachtspost zugeschickt. Was aber, wenn da niemand mehr ist? Keine Familie, keine Freunde? Hier setzt die Aktion „Post mit Herz“ aus Hamburg an. Die Ehrenamtlichen hinter der Organisation sagen: Jeder einsame Mensch sollte Post mit ein paar netten Worten von Herzen bekommen. Alle können mitmachen und vor allem soziale Einrichtungen werden zurzeit noch händeringend gesucht.

Wer nun eine bis maximal fünf Postkarten an einen einsamen Menschen verschicken möchte, kann sich seit Sonntag wieder online unter postmitherz.org mit dem Vornamen und der E-Mail-Adresse anmelden. Im Anschluss erhält man per Mail die Anschrift einer zufällig ausgewählten sozialen Einrichtung, die die eigene Karte dann später verteilen wird. Das können Pflegeheime, Hospize, Obdachloseneinrichtungen, Suppenküchen, Frauenhäuser oder Wohngemeinschaften für Menschen mit Behinderung sein – alle Arten von sozialen Einrichtungen eben. Die Post muss bis zum 19. Dezember in den Briefkasten geworfen werden.

„Hauptsache, die Worte kommen von Herzen“

Jetzt muss nur noch die Karte geschrieben werden – für viele der wohl schwierigste Teil. Was schreibt man nur einem wildfremden Menschen? Ein „Ich wünsche frohe Festtage“ oder ein einfaches „Hallo“ sind da schon mal ein guter Anfang. Dann könne man sich überlegen, welche Worte einen selbst zurzeit fröhlich stimmen würden. Vielleicht gibt es ein schönes Gedicht, das man teilen möchte – oder man dichtet selbst ein paar Zeilen? Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. „Ich habe auch schon Sätze geschrieben wie ‚Ich schenke dir ein Lächeln, denn lächeln tut gut‘ oder ‚Ein Lächeln verbindet, auch wenn wir uns nicht kennen'“, verrät Gina Staschke, Mitinitiatorin des ehrenamtlichen Projekts. „Die Hauptsache ist, dass die Worte von Herzen kommen.“ Weitere Inspirationen gibt es aber zum Beispiel auch auf dem Instagram-Profil der Initiative.

Foto: Post mit Herz

Absender kann anonym bleiben – muss es aber nicht

Als Schreiber:in weiß man im Vorfeld nur, in welcher Einrichtung die eigene Karte später landet – jedoch nicht bei wem. Wer Lust hat, vielleicht auch eine Antwort zu erhalten, könne seine Adresse gerne mit auf die Karte schreiben. „Aber bitte nicht traurig sein, wenn dann keine Post zurückkommt“, fügt Gina Staschke noch hinzu. „Manche Menschen sind einfach nicht mehr in der Lage dazu, eine Antwort zu schicken.“ Es seien aber mitunter schon ganze Brieffreundschaften entstanden und in einem Fall wisse die Ehrenamtliche sogar von einem persönlichen Besuch.

Bereits 50.000 geschriebene Karten

Während der Corona-Pandemie haben zehn Freunde aus Hamburg ihre Idee für „Post mit Herz“ entwickelt. Auch sie selbst sahen sich plötzlich mit sozialer Isolation konfrontiert, dachten sich aber: Wie muss es erst Menschen in Alten- oder Pflegeheimen gehen? Die Einrichtungen waren während der Lockdowns schließlich komplett geschlossen. Innerhalb von sechs Wochen haben sie ihre Website gebaut und „Post mit Herz“ war geboren. Seit 2020 rufen sie immer zu Ostern und Weihnachten ihre Aktion ins Leben – komplett ehrenamtlich, neben ihren eigentlichen Berufen. „Aber es lohnt sich“, schwärmt Gina Staschke. In diesem Jahr würden sie förmlich überrannt: Seit dem 4. Dezember seien bereits 50.000 Postkarten geschrieben worden – das ist Rekord für den ersten Aktionstag. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr seien es im Rahmen der gesamten Weihnachtsaktion 75.000 Karten gewesen.

Einrichtungen können sich ebenfalls kostenlos anmelden

An Postkartenschreiber:innen scheint es der Initiative also nicht zu mangeln – im Gegensatz zu sozialen Einrichtungen. Über 800 seien es bei der diesjährigen Weihnachtsaktion, aber wenn es nach Gina Staschke ginge, dürften es gerne noch mehr sein. „Wir würden gerne noch viel mehr Menschen eine Freude bereiten können.“ Überhaupt würde sich die 34-Jährige wünschen, dass sich mehr Menschen mit den Themen Nächstenliebe und Einsamkeit auseinandersetzen. „Es ist so einfach, Zeit zu schenken und für einander da zu sein“, betont Staschke. Egal, ob man sich kennt oder nicht. Gemeinsam gegen einsam – das sei das Motto. Und damit das in Zukunft noch viel häufiger klappt, sind vor allem soziale Einrichtungen nun händeringend gesucht. Diese müssen auch nicht aus Hamburg oder Norddeutschland kommen: Eine Anmeldung ist kostenlos und deutschlandweit ebenfalls auf postmitherz.org möglich.

Foto: Post mit Herz

Gloria Saggau

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