Vom trüben Wetter und Nieselregen haben sie sich nicht abhalten lassen: Zehntausende Karnevalsfans haben am Sonntag in Braunschweig (Niedersachsen) die fünfte Jahreszeit gefeiert. Nach Angaben der Organisatoren handelt es sich beim „Schoduvel“ um den größten Faschingsumzug im Norden. Der etwa fünf Kilometer lange „Narrenlindwurm“ mit 126 Motivwagen und rund 5.000 Aktive schlängelte sich stundenlang durch die zweitgrößte Stadt Niedersachsens. Das Motto lautete „Er, sie, es, divers und frei – Brunswieks Narren sind dabei“. Die Stadt wollte damit ein deutliches Zeichen für Toleranz, Freiheit und Fröhlichkeit setzen.
Viele kostümierte Menschen standen am Sonntag an der Strecke des 46. Schoduvel, Kinder sammelten die von den Wagen geworfenen Süßigkeiten ein. Die Veranstalter hofften auf insgesamt 300.000 Besucher:innen. Auf dem ersten Wagen mit Zugmarschall Karsten Heidrich fuhren neben Braunschweigs Oberbürgermeister Thorsten Kornblum (SPD) unter anderem Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) und Innenministerin Daniela Behrens (SPD) mit.
Die aufwendig gestalteten Motivwagen wurden von Treckern gezogen. Dabei gab es auch humoristisch verpackte politische Botschaften. „Ohne Landwirtschaft wärst du hungrig, nackt und nüchtern“, stand auf einem Plakat an einem Traktor. Am Umzug beteiligten sich auch Gruppen aus anderen Orten in Ostniedersachsen, etwa aus Salzgitter oder Gifhorn.
In Osnabrück feierten zwischen 25.000 und 30.000 Menschen den sogenannten Ossensamstag in der Innenstadt, wie eine Sprecherin der Polizei sagte. Mehr als 60 Tanzgruppen und Festwagen waren dort nach Angaben der Veranstalter unter dem Motto „Kreuz und queer, kunterbunt, das sind wir!“ unterwegs. In Hannover fuhren nach Angaben der Stadt rund zehn geschmückte Festwagen begleitet von acht Spielmannszügen durch die Fußgängerzone in der Innenstadt. Auch in Varel im Landkreis Friesland gab es einen Umzug.
Vielzahl von Gewaltdelikten überschattet Feierlichkeiten
In Ganderkesee im Landkreis Oldenburg zählte die Polizei am Samstag mehrere Tausend Besucher:innen am Rande der 3,5 Kilometer langen Strecke des traditionellen Festumzugs. Den Beamt:innen zufolge beteiligten sich 70 Gruppen mit ungefähr 3.000 Aktiven. Das Motto lautete „Zurück im Faschingsglück“. Mit zunehmender Alkoholisierung der Gäste hätten die Einsatzkräfte leider eine Vielzahl an veranstaltungstypischen Gewaltdelikten verzeichnen müssen, teilte die Polizei am Sonntag mit. Insgesamt seien bisher 22 körperliche Auseinandersetzungen mit Verletzten bekannt geworden, außerdem wurden mehrere Frauen sexuell belästigt.
Am Rosenmontag wollen die Närr:innen dann auch in einigen niedersächsischen Städten die Rathäuser stürmen. Einen Empfang für die Karnevalisten gibt es in Göttingen und in Oldenburg.
SAT.1 REGIONAL/eis/dpa