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Die Polizei Hamburg hat einen 20-jährigen Mann wegen Verdachts auf Mord an einem Kind sowie des mehrfachen versuchten Mordes im Internet festgenommen. Er soll Kopf einer Gruppe im Internet sein, die zahlreiche Kinder sexuell missbraucht haben soll, wie die Polizei mitteilte. Dem Mann werden insgesamt 123 Straftaten zur Last gelegt.

Wir möchten an dieser Stelle eine Trigger-Warnung aufgrund der Brutalität und der verstörenden, menschenverachtenden Darstellungen außergewöhnlicher Gewalt, um die es in diesem Artikel geht, aussprechen.

Ein FBI-Tipp führte die Ermittler:innen zu dem 20-jährigen aus Deutschland. Die US-Bundespolizei hatte bei der Auswertung gewaltverherrlichender Inhalte im Netz einen Mann identifiziert, der auf verstörenden Videos zu sehen war. Der Hinweis ging an das Bundeskriminalamt, das daraufhin das LKA Hamburg einschaltete.

Sonderkommission „Mantacor“ gegründet

Die Hamburger Polizei gründete die Sonderkommission „Mantacor“ in Anlehnung an den Namen des weißen Tigers der Magier Siegfried und Roy, da sich der Beschuldigte im Netz den Namen „White Tiger“ gab. Nach ersten Erkenntnissen reiche das Ausmaß der mutmaßlichen Gewalt offenbar über Ländergrenzen hinaus. Die Ermittlungen werden als Teil eines „bedeutenden Komplexverfahrens aus dem Bereich der Cyberkriminalität“ eingestuft, wie ein Polizeisprecher bei der Pressekonferenz am Dienstag erklärte. Der 20-Jährige habe in Live-Chats „dermaßen auf psychisch instabile, sich noch in ihrer sexuellen Entwicklung befindlichen, labilen Kinder und Jugendlichen eingewirkt haben, dass diese sich […] teilweise vor laufender Kamera schwerwiegende verletzungen beibrachten, Suizid begingen oder zu begehen versuchten und sexuelle Handlungen an sich selbst vornahmen“, so der Generalstaatsanwalt Dr. Jörg Fröhlich.

Vorwurf des Mordes an 13-Jährigem

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten den Mord an einem 13-Jährigen US-Bürger, der sich unter Druck erhängt habe, sowie drei Mordversuche an einer 14- beziehungsweise 15-Jährigen vor, wobei die Tötung beziehungsweise versuchte Tötung aus Mordlust und Befriedigung des Geschlechtstribes geschehen sein soll. Insgesamt gehe es um acht geschädigte Personen, darunter zwei aus Hamburg. In anderen Fällen gehe es um sexuellen Missbrauch, sexuelle Nötigung, sowie schwere Körperverletzung. Bei seinen ersten Taten im digitalen Raum war der mutmaßliche Täter 16 Jahre alt.

Auch wenn sich die Taten ausschließlich im digitalen Raum abspielten, so handle es sich beispielsweise im Falle des toten 13-Jährigen explizit nicht um einen eigens durchgeführten Selbstmord, sondern um Mord, so Staatsanwalt Nicolas Benz.

Es handle sich um „bestialische sexuelle Handlungen an Kleinkindern“

Die Gruppe um den 20-Jährigen nennt sich „764“. Er selbst sei ein führendes Mitglied dieser Community. Ihre Opfer suchten sich die Mitglieder der Gruppe über soziale Netzwerke wie Instagram oder in Hilfeforen. „Mit schlimmsten Inhalten“ und „Anleitungen, wie man sich am sichersten selbst umbringt“ wurden die Opfer in täglichen Livechats psychisch zermürbt.

Während der Ermittlungen mussten bereits viele Stunden Videomaterials aus der Community „764“, in der sich auch der 20-Jährige bewegte, ausgewertet werden. Die Staatsanwaltschaft sprach dabei von „besonders verstörende und menschenverachtende Dateien“, die in diesem Netzwerk geteilt würden. „Ich spreche hier in aller Deutlichkeit von der Ausweidung von Menschen, von Enthauptungen, von Folterungen, von bestialischen sexuellen Handlungen an Kleinkindern oder dem sadistischen Quälen und Töten von Tieren“, so Generalstaatsanwalt Fröhlich.

„Wir bewegen uns sehr wahrscheinlich auf rechtlichem Neuland“

Dem mutmaßlichen Täter muss die „Tatherrschaft über die äußerlich eher eigenverantwortlich anmutenden Selbstverletzungen und Selbsttötungen“ nachgewiesen werden, so Fröhlich weiter. Nach dem Generalstaatsanwalt bewege man sich hierbei sehr wahrscheinlich auf „rechtlichem Neuland“.

Um die Brutalität der mutmaßlichen Taten zu verdeutlichen, wurden Staatsanwaltschaft und Polizei während der Pressekonferenz sehr konkret in der Beschreibung ebendieser. So schilderte Fröhlich den Fall einer Jugendlichen, die der Beschuldigte während eines 75-minütigen Videochats dazu brachte sich ein Messer vaginal einzuführen.

Hamburgs Polizeipräsident Falk Schnabel sprach von „Abgründen fast unvorstellbarer sexueller motivierter Gewalt.“ Ein solches Maß an Verrohung sei ihm in seiner Karriere bislang noch nicht begegnet. Unter den Opfern befänden sich Kinder udn Jugendliche im Alter zwischen elf und 15 Jahren.

Präventionshinweise der Hamburger Polizei

Schützen Sie Ihre Kinder vor Online-Gefahren
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Eltern und Bezugspersonen sind besonders wichtig, wenn es darum geht, die OnlineAktivitäten von Kindern und Jugendlichen im Blick zu behalten.

· Informieren Sie sich über technische Möglichkeiten, Online-Aktivitäten von Kindern altersgerecht zu regulieren. Empfehlenswerte Hinweise hierzu finden sich auf der Seite von klicksafe.de.

· Sprechen Sie regelmäßig mit Kindern und Jugendlichen offen über deren OnlineAktivitäten, ihre Online-Beziehungen und die genutzten Plattformen.

· Zeigen Sie Interesse, ohne zu urteilen. So können Sie darauf eingehen, was Ihre Kinder beschäftigt und bewegt, und möglichen Risiken rechtzeitig begegnen.

· Beachten Sie: Online-Kontakte zu persönlich unbekannten Personen können Risiken bergen. Hinter einem Profil steckt nicht immer der Mensch, der er vorgibt zu sein!

SAT.1 REGIONAL/Polizei Hamburg/Andrea Marie Eisele

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