Hannover (dpa/lni) –
Angesichts der aktuellen Bauernproteste gegen die Preispolitik der Discounterkette Lidl fordert das Landvolk Niedersachsen den Gesetzgeber zum Handeln auf. Der Lebensmitteleinzelhandel nutze seine Marktmacht aus, um seine Gewinnmarge zu vergrößern, sagte Landvolk-Präsident Holger Hennies. Daher müsse das Agrarorganisations-und-Lieferketten-Gesetz, das Landwirte vor unlautere Handelspraktiken des Handels schützen soll, verbessert werden.
Lidl Deutschland äußerte zwar Verständnis für die Sorgen der Landwirte, verwies aber auf das Überangebot an Rohmilch auf dem Weltmarkt. Wenn diese Mengen nicht abflössen, drohe möglicherweise ein noch stärkerer Preisverfall, teilte der Discounter mit.
Kürzlich hatte die Monopolkommission ein Sondergutachten vorgestellt, wonach die Lebensmittelhändler von den stark gestiegenen Lebensmittelpreisen unverhältnismäßig stark profitieren, Landwirte aber immer weniger. Vielleicht müsse der Staat daher sogar in die Marktstruktur des Lebensmitteleinzelhandels selbst eingreifen, wenn die Handelsorganisationen zu groß geworden seien, sagte Hennies. «Wir plädieren ja nicht dafür, in den Markt einzugreifen, sondern den Markt wieder wirken zu lassen.»
Bauernproteste dezentral organisiert
Er habe daher Verständnis für die jüngsten Protestaktionen von Landwirten gegen Lidl.«Es geht nicht nur um die Milch, ähnliche Entwicklungen haben wir auch bei Schweinefleisch und Kartoffeln», betonte Hennies. So erzielen die Landwirte bei Lagerkartoffeln einen Nettoerlös von 3 Cent pro Kilogramm. Der Endverbraucherpreis hingegen liege bei einem Euro pro Kilogramm. Aktuell fahren die Kartoffelbauern einen Verlust von 10 Cent pro Kilogramm ein.
Dabei sei der Endverbraucherpreis nicht gesunken, sondern etwas höher als im Vorjahr, obwohl die Kartoffelpreise am Boden seien. «Also, der Lebensmittelhandel nutzt da wirklich seine Marktmacht schamlos aus, um Marge zu erzeugen und versucht daher auch, die Preise nach unten zu drücken», sagte Hennies.
Zu Demonstrationen rufe das Landvolk selbst derzeit nicht zentral auf, so Hennies. «Das wird vor Ort geregelt, da, wo es Sinn macht, werden auch Protestaktionen unterstützt.»
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