Referendum 2.0: Warum Hamburg 2026 auf mehr Zuspruch hofft

Hamburg gehört zu den Kandidaten für eine deutsche Olympia-Bewerbung. (Archivbild) Peter Kneffel/dpa
Hamburg gehört zu den Kandidaten für eine deutsche Olympia-Bewerbung. (Archivbild) Peter Kneffel/dpa

Hamburg (dpa/lno) –

Hat Hamburg überhaupt eine Chance auf eine Olympia-Bewerbung nach dem krachend gescheiterten Vorhaben vor mehr als zehn Jahren? 2026 stimmen die Einwohner und Einwohnerinnen der Hansestadt erneut über eine Olympia-Bewerbung der Metropole ab. Während die Politik große Hoffnungen vor dem Referendum Ende Mai hat, hegen Gegner des Vorhabens große Vorbehalte dagegen. Die «Nolympia»-Bewegung will sich am 8. Januar erneut treffen und weiter an ihrem Plan arbeiten, das ambitionierte Vorhaben der Stadt zu stoppen. 

Ein Ausstieg Hamburgs bei der geplanten Bewerbung für Olympische Spiele 2036, 2040 oder 2044 wäre aus Sicht von Bürgermeister Peter Tschentscher ein großer Fehler. «Neben dem sportlichen Großereignis haben wir auch das Interesse, zusätzliche Bekanntheit und internationale Strahlkraft für unsere Stadt zu erreichen und Investitionen nach Hamburg zu holen», sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Und genau das sei nach der Erfahrung anderer Olympia-Städte in großem Umfang der Fall.

Tschentscher sieht «Riesen-Chance» 

Das höre er sowohl von den Olympia-Städten Seoul (1988) als auch von Paris (2024). «Viele Olympia-Städte berichten, dass sie durch die Spiele eine enorme Schubkraft für ihre eigene Entwicklung bekommen haben.» Er wünsche sich, «dass alle erkennen, dass Olympische Spiele in Hamburg eine Riesen-Chance sind».

Am 31. Mai des kommenden Jahres sollen die Hamburger nach dem Willen des Senats in einem Referendum gefragt werden, ob sie Olympische Spiele in der Stadt haben wollen. Bei der Abstimmung vor zehn Jahren hatte sich eine Mehrheit von 51,6 Prozent gegen Olympische Spiele 2024 in der Hansestadt ausgesprochen.

DOSB entscheidet im Herbst 2026

Neben Hamburg gehen auch Berlin, Nordrhein-Westfalen und München als deutsche Kandidaten für die Austragung der Olympischen und Paralympischen Sommerspiele ins Rennen. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will im Herbst 2026 eine Entscheidung fällen.

Hauptgrund für das Hamburger Nein 2015 waren Analysen zufolge die Kosten und fehlende Finanzzusagen des Bundes. Außerdem wurde das Geschäftsgebaren des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) mit seinen «Knebelverträgen» von etlichen Bürgern irgendwo zwischen Drückerkolonne und krimineller Vereinigung einsortiert.

Tschentscher: Das IOC hat sich geändert

Diese Hindernisse sieht Tschentscher nicht mehr. Das IOC habe sich geändert, verlange nicht mehr, dass sich die Ausrichterstädte mit millionenschweren Neubauten an die Spiele anpassen müssen. Nun müssten sich die Spiele an die Städte anpassen. «Und das funktioniert, wie Paris im vergangenen Jahr gezeigt hat», sagte Tschentscher. Dort seien die Spiele «ein starker Impuls für fortschrittliche Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit» gewesen.

Die Kosten in Paris beliefen sich nach Angaben des französischen Rechnungshofes auf rund sechs Milliarden Euro an öffentlichen Geldern. Für die beim Hamburger Referendum 2015 abgelehnten Spiele 2024 waren nach Senatsangaben Kosten in Höhe von 11,2 Milliarden Euro veranschlagt gewesen. 7,4 Milliarden Euro sollten aus öffentlichen Mitteln bestritten werden.

Bund will sich an weiteren Kosten beteiligen

Diesmal sollen die «unmittelbaren Durchführungskosten» der Olympischen Spiele durch Einnahmen komplett gedeckt werden. «Das ist die Zusicherung des DOSB», sagte Tschentscher. Zudem gebe es vom Bund die Zusage, dass er sich an weiteren Kosten wie zum Beispiel für die Sicherheit beteilige. «Anders als vor zehn Jahren, haben wir heute ein Olympia-Konzept, das die Sache finanzierbar macht und mit weniger Neu- oder Zusatzinvestitionen verbunden ist.»

Hinzu kämen Synergieeffekte, etwa dadurch, «dass wir das Olympische Dorf jetzt nicht extra neu bauen, sondern dass wir dafür die Planung nutzen, die für den Wohnungsbau in der Science City bereits besteht», sagte Tschentscher. Aktuell schlügen nur die Kosten für das Referendum und das Olympia-Konzept zu Buche.

In Hamburg sind insgesamt fast 40 Disziplinen geplant. Alle Wettkampfstätten sollen mit dem Nahverkehr und zu Fuß gut erreichbar sein. Und alle Bauten sollen auch nach dem Ereignis genutzt werden. Zum Beispiel sollen auf dem Heiligengeistfeld Beach-Volleyball, rund um die Alster Triathlon, im Millerntor-Stadion Hockey, in Klein Flottbek Spring- und Dressurreiten und Tennis sowie Boxen am Rothenbaum ausgetragen werden. 

Neue Arena geplant

Teil des Konzeptes ist auch eine neue Arena in der Hansestadt. Im vergangenen Sommer verkündeten die Hamburger Olympia-Planer, dass sie neben dem altehrwürdigen Volksparkstadion – Heimspielstätte des Hamburger SV – eine neue Multifunktionsarena für 60.000 Menschen bauen wollen. Innensenator Andy Grote (SPD) sagte damals, das Stadion werde auch gebaut, wenn Olympia nicht käme. 

Der HSV signalisierte, dass er für eine Nachnutzung zur Verfügung stehen würde. Denn spätestens in den 40er- und 50er-Jahren dieses Jahrhunderts sollen die Instandhaltungskosten der aktuellen Heimspielstätte wirtschaftlich nicht mehr tragbar sein, sagte damals HSV-Finanzvorstand Eric Huwer.

Die «Nolympia»-Initiative hält die Kosten des Stadionneubaus für zu hoch und kritisiert die Pläne: «Der Senat konstruiert einen Bedarf, den er nicht belegt. Für einen Neubau in diesen Dimensionen braucht es eine empirische, überprüfbare Bedarfsanalyse», hieß es zuletzt in einer Mitteilung. Auch der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) hatte sich zuletzt gegen eine neuerliche Olympia-Bewerbung der Hansestadt ausgesprochen.

© dpa-infocom, dpa:251230-930-479126/1

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