Landtag will sich Thema Neurodivergenzen im Ausschuss nähern

Abgeordnete wollen sich mit Neurodivergenzen bei Schülern ausführlich im Bildungsausschuss befassen.  Frank Molter/dpa
Abgeordnete wollen sich mit Neurodivergenzen bei Schülern ausführlich im Bildungsausschuss befassen. Frank Molter/dpa

Kiel (dpa/lno) –

Unter der Annahme, dass jedes Schulkind einzigartig ist, hat sich der Schleswig-Holsteinische Landtag dem Thema Neurodiversität genähert. Die Abgeordneten überwiesen einen Antrag der SPD-Fraktion mit Handlungsforderungen für die Schulpolitik einstimmig zur Beratung in den Bildungsausschuss.

Der SPD-Abgeordnete Martin Habersaat beschrieb Neurodivergenzen als neurologische Besonderheiten, zu denen etwa Autismus, ADHS/ADS (Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung), Dislexie (Lese-Rechtschreibstörung), Diskalkulie (Rechenschwäche), aber auch Hochbegabung gehören. 10 bis 20 Prozent der Weltbevölkerung seien betroffen. «Wir können davon ausgehen, dass es in Schleswig-Holstein jedenfalls keine Schulklasse gibt, in der das Thema nicht in irgendeiner Form auftritt.»

SPD-Fraktion fordert Screening, Fortbildungen und Ruheräume 

In ihrem Antrag forderte die SPD-Fraktion ein flächendeckendes Screening in der ersten Schulklasse, Fortbildungen für Lehrer, einen Nachteilsausgleich für Betroffene und die Aufnahme von Ruheräumen in das Musterraumprogramm für Schulen.

Aus den anderen Fraktionen kam Zustimmung zum Vorschlag, im Bildungsausschuss Experten zu hören. Unterschiedlich fielen die Reaktionen auf die Forderungen der SPD-Fraktion aus. So wiesen etwa Martin Balasus (CDU) und Malte Krüger (Grüne) auf bereits bestehende Angebote der Inklusion hin. Kritisch äußerte sich die FDP-Abgeordnete Anne Riecke zu einem verpflichtenden Screening. Der Elternwille müsse berücksichtigt werden.

Ministerin Stenke: Mit Vorschlägen auseinandersetzen 

Bildungsministerin Dorit Stenke (CDU) wies darauf hin, dass es sich bei Neurodivergenz um ein neues wissenschaftliches Konzept handele, das an bekannte Überlegungen anknüpfe. Man müsse darüber diskutieren, was Norm und Abweichung in diesem Zusammenhang bedeuten. Wenn man über Schule und Bildung nachdenke, solle man immer die Einzigartigkeit eines jeden Menschen im Blick haben. «Wir müssen uns intensiv damit auseinandersetzen.» 

Zur Forderung nach Ruheräumen sagte die Ministerin, das sähen die Konzepte derzeit nicht vor. Den Punkt werde sie aber gerne mitnehmen in die Gespräche mit den Schulträgern zum Musterraumprogramm.

© dpa-infocom, dpa:251211-930-409889/1

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