Weltkindertag: Armut, Krieg, Corona und Klimawandel bereiten jungen Menschen in Norddeutschland Sorge

Der diesjährige Weltkindertag am 20. September findet in Deutschland unter dem Motto „Gemeinsam für Kinderrechte“ statt. Das Deutsche Kinderhilfswerk und UNICEF Deutschland rufen sowohl Bund, Länder und Kommunen als auch die ganze Gesellschaft dazu auf, die Rechte von Kindern konsequenter im Blick zu haben und zu stärken. Auf der Homepage des Kinderhilfswerks zum Weltkindertag heißt es: „Dies muss gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen geschehen! Nur so kann es gelingen, die in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschriebenen Kinderrechte umzusetzen und damit ein kinderfreundlicheres Land zu schaffen.“

Am 20. September feiert Deutschland den Weltkindertag. Foto: Drubig_Photo/stock.adobe.com

Geburtsstunde des Weltkindertages

Am 21. September 1954 empfahl die UN-Vollversammlung ihren Mitgliedsstaaten einen Welttag für Kinder einzurichten. Ein solcher Welttag soll, nach Auffassung der Vereinten Nationen, auf internationale Themen und aktuelle Weltprobleme aufmerksam machen. Der Weltkindertag verfolgt seither drei Ziele:

  • Den Einsatz für die festgeschriebenen Rechte von Kindern.
  • Die Förderung der Freundschaft von Kindern und Jugendlichen weltweit untereinander.
  • Die öffentliche Unterstützung des Kinderhilfswerks der UN seitens der Mitgliedsstaaten.

Der Weltkindertag wird heute in 145 Ländern gefeiert.

Jedes 5. Kind in Deutschland lebt in Armut

Kinder und Jugendliche sehen sich gegenwärtig noch nie dagewesenen Herausforderungen gegenüber. In Deutschland wächst die Zahl der Kinder, die unter Armut leiden, drastisch. Die Kinderarmut war seit Jahren nicht mehr auf einem solch hohen Stand, und sie wächst weiter. Kinder gelten dann als armutsgefährdet, wenn sie in Haushalten leben, die weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung zur Verfügung haben. In Deutschland hat Armut weniger mit Hunger, dafür aber mit einer täglichen warmen Mahlzeit, gesundem Essen, gesellschaftlicher Teilhabe und gleichen Bildungschancen zu tun.

Armut in Deutschland hat eher etwas mit gesundem Essen, gesellschaftlicher Teilhabe und intakter Kleidung zu tun.
Foto: Ralf Geithe/stock.adobe.com

In Niedersachsen und Bremen ist die Kinderarmut inzwischen auf einem überdurchschnittlichen Niveau angekommen, wie der Sozialverband Deutschland (Landesverband Niedersachsen) mitteilte. Über 42 Prozent der Kinder in Bremen sind arm. Damit ist das Land Spitzenreiter der Bundesrepublik. Jedes fünfte Kind in Deutschland ist bereits armutsgefährdet.

Krieg gehört zur Lebensrealität von Kindern

Die Welt verändert sich täglich durch Kriege. Besonders spürbar auch hierzulande ist der Krieg in der Ukraine. Die Auswirkungen auf die Zukunft von Kindern und Jugendlichen auch in Norddeutschland sind derzeit noch nicht abschätzbar. Knapp 5.500 geflüchtete Kinder und Jugendliche werden derzeit zusätzlich an Hamburger Schulen unterrichtet, wie die Schulbehörde mitteilte. Der Krieg gehöre nun zur Lebensrealität junger Menschen. Sie seien ganz besonders nah dran und Nachrichten über das Geschehen in der Ukraine bestimmten auch ihren Alltag.

Zukunftsangst durch Corona und Klimawandel

Hinzu kommen die Corona-Pandemie und der Klimawandel. Auch wenn Schulschließungen im Herbst kein Thema mehr sein sollen, so hat die Pandemie ihre Narben bei Kindern und Jugendlichen hinterlassen. SAT.1 REGIONAL sprach über die seelischen Schäden bei Kindern in Zusammenhang mit Covid-19 unter anderem mit Prof. Luise Poustka, Direktorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsmedizin Göttingen, die von ungewöhnlich vielen und starken suizidalen Krisen, Depressionen und Angststörungen berichtet. Insbesondere aber der Klimawandel bereite jungen Menschen Zukunftsängste, so der Caritas Verband Deutschland. Verstärkt würde dies durch die momentane Energiekrise.

Die Förderung der Freundschaft von Kindern und Jugendlichen weltweit untereinander zählt zu den Zielen des Weltkindertages der UN.
Foto: Perminoffa/stock.adobe.com

Viele Aktionen zum Weltkindertag auch in Norddeutschland

Der Weltkindertag steht 2022 auch für Frieden und Teilhabe. Das Deutsche Kinderhilfswerk bietet Heranwachsenden auf der Website www.kindersache.de die Möglichkeit, sich über ihre Rechte zu informieren. Außerdem gibt es Mitmachaktionen oder eine Videoreihe „Kinder fragen – Expert*innen antworten“, bei der es um eben die Fragen geht, die Kinder und Jugendliche aktuell bewegen.

Im ganzen Norden finden Mitmachaktionen oder Kinderfeste statt, so auch in Hamburg-Hummelsbüttel oder in Ahrensburg (Schleswig-Holstein). Fußballvereine wie der Hamburger SV nutzen den Weltkindertag gleich für eine ganze Aktionswoche. Kinder können in der Zeit vom 17. bis 24. September beispielsweise mit den HSV-Profis trainieren, bekommen eine nächtliche Stadionführung und vieles mehr. Das Aktionsbündnis Kidical Mass nutzt den Weltkindertag, um nochmals auf eine notwendige bessere und sichere Mobilität für Kinder im Straßenverkehr aufmerksam zu machen. Am 24. und 25. September sind dafür bundesweite Fahrraddemos unter anderem in Hamburg und Hannover geplant.

Quellen: Deutsches Kinderhilfswerk, Sozialverband Deutschland/ Landesverband Niedersachsen, Deutscher Caritas Verband e.V.

Andrea Marie Eisele

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