Stichwahl um Bürgermeisterposten – Enges Rennen erwartet

Wer zieht im April kommenden Jahres als neuer Oberbürgermeister in das Rathaus in Kiel ein? (Archivbild) Markus Scholz/dpa
Wer zieht im April kommenden Jahres als neuer Oberbürgermeister in das Rathaus in Kiel ein? (Archivbild) Markus Scholz/dpa

Kiel (dpa/lno) –

Kurz vor der Stichwahl am Sonntag geben sich die beiden Kandidaten für das Amt des Kieler Oberbürgermeisters, Gerrit Derkowski (parteilos) und Samit Yilmaz (Grüne), zuversichtlich. Beide rechnen allerdings mit einem knappen Rennen. Im ersten Wahlgang hatte der 56 Jahre alte Fernsehmoderator Derkowski 28,7 und der 44 Jahre alte Fraktionschef der Grünen im Stadtrat Yilmaz 24,8 Prozent der Stimmen erhalten.

«Ja, das könnte knapp werden», sagte Yilmaz der Deutschen Presse-Agentur. Bei einer Stichwahl sei die Herausforderung, die Menschen wieder zu motivieren, zur Wahl zu gehen. Er verspüre bei den Gesprächen mit den Menschen in der Stadt Unterstützung.

Yilmaz sieht seine Verwaltungserfahrung als Vorteil

Dass die SPD, die Kooperationspartner der Grünen im Stadtrat ist, keine Wahlempfehlung für ihn abgegeben hat, nachdem ihr Kandidat im ersten Wahlgang gescheitert ist, hat aus Yilmaz‘ Sicht keine negativen Auswirkungen. «Wichtig ist mir, dass man eine gute Kommunikation weiterhin pflegt. Ich bin der festen Meinung, dass wir auch gut miteinander zusammenarbeiten sollten, weil wir viele ähnliche Punkte haben, die wir weiter voranbringen werden.»

Einen Vorteil für sich sieht Yilmaz in seiner Verwaltungserfahrung. Er könne sofort loslegen mit der Arbeit. Dabei setze er stark auf den Dialog mit den Menschen in der Stadt. «Und ich möchte eine Stimme sein für die Menschen, die auch nicht gesehen werden.» Politikerinnen und Politiker müssen nach Yilmaz Überzeugung wieder nahbarer werden und sich nicht hinter ihren Schreibtischen verstecken. «Dafür braucht man aber auch Mut, auch vielleicht mal Fehler einzugestehen. Das ist wichtig, denn nichts ist schlimmer, gerade in der kommunalen Ebene, als dass man sehr distanziert ist von den
Menschen.» 

Derkowski geht bestärkt in Stichwahl

Für Gerrit Derkowski, den CDU, FDP und SSW unterstützen, ist die Oberbürgermeisterwahl eine ganz neue Erfahrung. «Auf der Bühne zu stehen und nicht Fragen zu stellen, sondern Antworten zu geben, war für mich eine Premiere», erklärte der frühere Journalist der dpa. Er gehe mit großer Motivation und Rückenwind in die Stichwahl, denn die Kielerinnen und Kieler wünschten sich seiner Meinung nach einen Wechsel.

Der 56-Jährige kandidiert, weil er in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt vieles verändern will. «Ich wusste, es sind 2025 die Wahlen zum Oberbürgermeister und dann habe ich meine Antennen ausgefahren und mal gefragt, ob man sich das vorstellen könnte in Kiel», sagte Derkowski. «Und es gab Menschen, die sich das vorstellen konnten.»

Große Gegensätze bei der Stadtbahn

Dass das Thema Stadtbahn im bisherigen Wahlkampf allerdings so dominant geworden sei, habe ihn überrascht: «Wann immer ich auf den Marktplätzen stand oder an welcher Haustür ich auch geklingelt habe, es war fast immer so, dass mich die Menschen als Erstes auf die Stadtbahn angesprochen haben.» 

Die Abschaffung der Straßenbahn in Kiel vor 40 Jahren sei «der größte verkehrspolitische Fehler» gewesen. Doch sie wieder einzuführen, halte er wegen der hohen Kosten und des Aufwands für einen weiteren Fehler. Das gesparte Geld würde Derkowski lieber in Schulen, Kitas und Wohnungen investieren. Den Vorwurf, er spiele Stadtbahn und Schulbau gegeneinander aus, wies er zurück: «Ich setze klare Prioritäten.»

Sein Kontrahent Yilmaz sieht die Stadtbahn hingegen als «Gamechanger», der die Mobilität der Stadt voranbringe. Zudem müsse die Kommune nur zehn Prozent der Kosten tragen, betonte der Grünen-Politiker. In einem Punkt sind sich die Kandidaten einig: Beide können sich einen Bürgerentscheid über die Stadtbahn in Kiel vorstellen. 

Bisherige Planung der Stadtbahn

2018 hatte sich die Kieler Ratsversammlung für eine Stadtbahn in Kiel ausgesprochen. Im Dezember 2024 wurde zudem eine Absichtserklärung zwischen Land und Kommune unterschrieben, in der das Land finanzielle Unterstützung zusicherte.

Kiels Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) erklärte damals, dass eine erste Linie 2034 in Betrieb gehen solle. Das vollständige Bahnnetz solle spätestens 2040 fertig sein – dann will Schleswig-Holstein klimaneutral sein.

Am Sonntag entscheiden die Kielerinnen und Kieler in der Stichwahl über den kommenden Oberbürgermeister der Landeshauptstadt. Die Partei des derzeitigen Amtsinhabers Kämpfer hatte es mit ihrem Kandidaten Ulf Daude nicht in die Stichwahl geschafft. Kämpfer übergibt das Amt im April kommenden Jahres.

© dpa-infocom, dpa:251205-930-382724/1

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