Internationaler Kinderkrebstag: Wenn ein Kind an Krebs erkrankt

Jährlich erkranken mehr als 2.000 Kinder in Deutschland an Krebs. Foto: Photographee.eu/stock.adobe

Am 15. Februar ist internationaler Kinderkrebstag. Seit 2002 soll der Tag auf krebskranke Kinder und deren Angehörige aufmerksam machen und andere Menschen für das Thema sensibilisieren. 400.000 Kinder unter 18 Jahren erkranken weltweit jährlich an Krebs. Mehr als 2.000 davon in Deutschland. In Hamburg sind es 140. Das sind 140 zu viel, aber die Krankheit macht eben auch vor Kindern nicht Halt.

80 Prozent der Kinder können geheilt werden

Krebs ist noch immer die zweithäufigste Todesursache bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland, so die Deutsche Kinderkrebs Stiftung. Besonders bösartig ist der Krebs, nach Auskunft des Deutschen Krebsinstituts, bei Kindern unter 15, da sich die Tumorzellen in dieser Altersgruppe noch rasend schnell vermehren. Das liegt an der schnelleren Zellteilung von Kindern gegenüber Erwachsenen. Je jünger ein Kind, umso schneller die Zellteilung. Zu den häufigsten Krebsarten bei Kindern zählen Leukämie, Hirntumore, Rückenmarkstumore und Lymphknotenkrebs.

80 Prozent der Kinder können heute geheilt werden. Foto: Sian/stock.adobe

Laut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg können heute 80 Prozent der an Krebs erkrankten Kinder geheilt werden. Auch die Schreckensdiagnose Leukämie ist kein Todesurteil mehr für das betroffene Kind. Durch sich stetig verbesserte Behandlungsmethoden überleben heute vier von fünf jungen Patientinnen und Patienten.

Stammzellenspender retten Leben

Die DKMS spricht von knapp 750 unter 15-Jährigen die jährlich in Deutschland an Leukämie erkranken. Vielen dieser Kinder kann nur durch eine Stammzellenspende geholfen werden. Finden sie innerhalb der Familie keine passende Spenderin oder keinen passenden Spender, sind sie auf Spender:innen von außen angewiesen, deren HLA-Merkmale (Humane Leukozyten-Antigene) möglichst genau mit den eigenen übereinstimmen. Die Suche nach einem solchen „genetischen Zwilling“ wäre nahezu aussichtslos, gäbe es nicht Stammzellspenderdateien wie die DKMS oder die DSD, die Deutsche Stammzellenspenderdatei.

Aber auch das Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf verfügt über eine eigene Stammzellenspendedatei. Interessierte können sich direkt vor Ort, bei der Blutspende/ Stammzellentypisierungs-Stelle des UKE, melden und ohne Termin typisieren lassen.

Auch die DKMS macht noch einmal über ihre Sozialen Kanäle auf den Weltkinderkrebstag aufmerksam.

Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, ist die ganze Familie betroffen

Doch obwohl sich die Überlebenschancen deutlich gebessert haben, bleibt der Krebs eine enorme Belastung für die erkrankten Kinder und ihre Familien. Therapie-Nebenwirkungen, psychosoziale Auswirkungen und die Angst vor der Wiederkehr der Krankheit begleiten die Betroffenen eine lange Zeit, manchmal sogar ein Leben lang.

Mit einer Diagnose ändert sich von einer Sekunde auf die andere das Leben ganzer Familien. Hilfe von Außenstehenden, eine Beratung durch offizielle Stellen ist nicht nur für die Kinder, sondern auch für die Eltern und andere enge Familienangehörige wie Geschwister oder Großeltern ratsam.

Wenn ein Kind an Krebs erkrankt, ist die ganze Familie betroffen. Foto: Photographee.eu/stock.adobe

Darüber zu sprechen hilft, Ängste zu nehmen

Krebs, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, gilt noch immer als Tabuthema in Deutschland. Wichtig ist aber, darüber zu sprechen, da Kinder eine solche Diagnose oft noch nicht einordnen können. Erwachsene verhalten sich den Kindern gegenüber auf einmal anders. Sätze wie: „Hab keine Angst, es wird alles wieder gut, du wirst wieder gesund“, verunsichern Kinder, wenn man nicht konkret mit ihnen über die Erkrankung spricht, ihnen altersgerecht und verständlich erklärt, was der Krebs ist und was mit ihnen passiert. Die Deutsche Krebshilfe hat auf YouTube verschiedene Erklärvideos für Familien zum Thema bereitgestellt.

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Mitmachaktion zum diesjährigen Motto #throughYourHands

Der Weltkinderkrebstag steht in diesem Jahr unter dem Motto #ThroughYourHands und richtet sich an all die Menschen, die den Kindern die Erkrankung in irgendeiner Weise erleichtern. Dazu zählt das Pflegepersonal, die Ärzteteams, Psychologen, Therapeuten, die Familien und Freunde, eben all jene, die den Erkrankten in dieser schweren Zeit Hoffnung und Halt geben. Die Deutsche Kinderkrebsstiftung hat in diesem Zug zu einer Mitmachaktion aufgerufen, die genauer hinschaut, wer oder was dabei hilft, die schwere Zeit der Krebstherapien durchzustehen. Ziel ist es, Mut und Hoffnung mit anderen Betroffenen und deren Angehörigen zu teilen und zu vermitteln, dass es auch in dieser schwierigen Situation Lichtblicke geben kann. „Welche Momente als Lichtblicke oder ‚Sonnenstrahlen‘ erlebt werden, ist für jeden unterschiedlich. Es können besondere Begegnungen, haltgebende Personen, Wohlfühlmomente, das Gefühl, die eigenen Kräfte zurückzuerlangen, oder auch Erinnerungen an gute Zeiten sein“, heißt es seitens der Deutschen Kinderkrebs Stiftung. Die Kinder gestalten im Rahmen der Aktion Bilder und Postkarten, auf denen sie ihre „Sonnenstrahlen“ mit der Öffentlichkeit teilen.

Die Pandemie dominiert auch die Früherkennung

Für die Kleinsten gibt es noch keine Methoden der Krebsfrüherkennung, für Erwachsene hingegen schon. Im Jahr 2020 gab es weltweit 40 Prozent weniger Krebsdiagnosen, was allerdings nicht daran lag, dass weniger Menschen an Krebs erkrankten, sondern schlicht an der Tatsache, dass weniger Früherkennungsuntersuchungen durchgeführt wurden. Der Fokus lag während der Pandemie nicht auf Kampagnen zur Teilnahme an Früherkennungsprogrammen. Diese rückten in den Hintergrund. „Dabei wissen wir: Je früher Krebs erkannt wird, desto besser ist er behandelbar und umso eher heilbar“, erklärt der Bundesverband Kinderhospize e.V. in seiner Pressemitteilung.

Die Gelbe Schleife – ein Symbol für den „Kinderkrebs“. Foto: sewcream/stock.adobe

Hilfe für Betroffene

Einige Anlaufstellen im Norden, bei denen Betroffenen und ihren Familien in dieser schwierigen Zeit geholfen werden kann sind:

Braunschweig: Weggefährten e.V. · Telefon: 0531/ 595 1426 · info@weggefaehrten-bs.de

Bremen: Elternverein Leukämie- und Tumorkranker Kinder Bremen e.V. · Telefon: 0421/ 4986642 · info@kinderkrebs-bremen.de

Göttingen: Elternhilfe für das krebskranke Kind e.V. · Telefon: 05592/ 1314 · info@elternhaus-goettingen.de

Hamburg: Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V. · Telefon: 040/ 256070 · bublitz@kinderkrebs-hamburg.de

Hannover: Verein für krebskranke Kinder Hannover e.V. · Telefon: 0511/ 5547785 · krebskranke-kinder-hannover@t-online.de

Hildesheim: Regenbogen – Verein zur Förderung krebskranker Kinder und deren Angehöriger · Telefon: 05121/ 511451

Kiel: Förderkreis für krebskranke Kinder und Jugendliche e.V. · Telefon: 0431/ 311734 · info@krebskranke-kinder-kiel.de

Lübeck: Lübeck-Hilfe für krebskranke Kinder e.V. · Telefon: 0451/ 80700644 · info@luebeck-hilfe-fuer-krebskranke-kinder.de

Norderstedt: Eltern-Selbsthilfegruppe Hamburg · Telefon: 040/ 5225961 · info@eshg-hamburg.de

Oldenburg: Elterninitiative krebskranker Kinder Oldenburg · Telefon: 0441/ 9985877 · info@eltern-kinderkrebs-ol.de

Wolfsburg: Heidi – Förderverein für krebskranke Kinder· Telefon: 05361/ 24116

Quellen: Robert-Koch-Institut, Deutsche Kinderkrebs Stiftung, Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V., Forschungsinstitut Kinderkrebs-Zentrum Hamburg, Bundesverband Kinderhospiz e.V., DKMS

Andrea Marie Eisele

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