Auf Russlands Fahndungsliste: Estlands Regierungschefin Kallas bei Matthiae-Mahl in Hamburg

Die Estnische Premierministerin Katja Kallas hält nach der Überreichung des Marion-Dönhoff Preises ihre Dankesrede. Archivbild. Foto: Markus Scholz/dpa

Die von Moskau gesuchte Premierministerin Estlands, Kaja Kallas, und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) werden am Dienstag als Ehrengäste beim traditionellen Matthiae-Mahl im Hamburger Rathaus erwartet. Beide sollen vor rund 400 Repräsentant:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur sowie dem gesamten Konsularische Korps sprechen, wie der Senat der Hansestadt mitteilte. Auch Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) werde eine Rede halten. Das Matthiae-Mahl ist seit 1356 historisch belegt und gilt damit das älteste noch begangene Festmahl der Welt. Traditionell sprechen dabei neben dem Ersten Bürgermeister ein ausländischer und ein deutscher Ehrengast.

Russland hat Kallas und andere hochrangige Politiker:innen aus den baltischen Staaten Anfang vergangener Woche auf eine Fahndungsliste gesetzt. Die russischen Behörden werfen ihnen vor, in ihren eigenen Ländern sowjetische Kriegsdenkmäler abgerissen zu haben. So hatte Estland im Sommer 2022, wenige Monate nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine, ein sowjetisches Kriegsdenkmal – die Nachbildung eines Panzers T-34 mit rotem Stern – in Narva an der Grenze zu Russland abgerissen. Dagegen gab es vereinzelte Proteste in der Stadt. Kallas sagte damals: „Wir werden Russland nicht die Möglichkeit geben, die Vergangenheit zu benutzen, um den Frieden in Estland zu stören.“

Kallas regiert Estland seit 2021. Sie setze sich entschlossen für die europäischen Werte ein, begründete der Senat die Einladung. Mit ihrem Besuch sollen auch die Beziehungen Hamburgs zu Estland vertieft werden. Hamburg hat aufgrund seines Hafens seit Jahrhunderten Schifffahrts- und Außenhandelsverbindungen zum Baltikum. Als weitgehend digitalisiertes Land sei Estland eine gute Partnerin in der Entwicklung und Umsetzung digitaler Infrastrukturen und Cybersicherheit.

Eklat zwischen Putin und Präsident Meri bei Matthiae-Mahl 1994

ARCHIV – Kellnerinnen und Kellner servieren beim traditionellen Matthiae-Mahl des Hamburger Senats im Großen Festsaal im Rathaus. Foto: Marcus Brandt/dpa

Das Matthiae-Mahl war bereits vor 30 Jahren Schauplatz russisch-estnischer Auseinandersetzungen und führte zum bislang einzigen Skandal in der langen Geschichte des Gastmahls. So warnte der damalige estnische Staatspräsident Lennart Meri in seiner Rede im Jahr 1994 davor, dass die Russen wieder die Vorherrschaft im Osten übernehmen wollten. Das empörte den als Gast geladenen damaligen Vizebürgermeister der Hamburger Partnerstadt St. Petersburg derart, dass er die Serviette auf die Festtafel warf und wutentbrannt aus dem Saal marschierte. Sein Name: Wladimir Putin.

Es ist bereits das zweite Matthiae-Mahl, bei dem der Ukraine-Krieg großen Raum einnimmt. Im vergangenen Jahr waren der Nato-Oberbefehlshaber in Europa, General Christopher Cavoli, und die Generalsekretärin der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa, Helga Maria Schmid, als Ehrengäste im Rathaus.

SAT.1 REGIONAL/dpa/eis

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