Tag gegen den Schlaganfall: Wenn jede Minute zählt

Eine Frau fasst sich mit der Hand an den Kopf und hat ein schmerzverzerrtes Gesicht. Foto: Khunatorn/stock.adobe.com/Symbolbild

In Deutschland erleiden jedes Jahr rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. In erster Linie sind ältere Menschen betroffen, aber es kann auch junge Menschen oder sogar Kinder treffen. Um über Risiken und Präventionsmaßnahmen zu informieren, findet am 10. Mai 2022 der bundesweite Tag gegen den Schlaganfall statt.

Der Schlaganfall ist laut Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe die dritthäufigste Todesursache und die häufigste Ursache für Behinderungen in Deutschland. Rund 64 Prozent der überlebenden Patientinnen und Patienten würden ein Jahr nach dem Schlaganfall pflegebedürftig bleiben – und etwa 15 Prozent davon müssten in einer Pflegeeinrichtung versorgt werden. Die Krankheit stellt also nicht nur für die Betroffenen selbst und ihre Angehörigen, sondern auch gesundheitspolitisch und volkswirtschaftlich ein großes Problem dar.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall ist eine plötzlich einsetzende Funktionsstörung des Gehirns. Man unterscheidet zwischen zwei Ursachen:

  1. Ein Blutgerinnsel verschließt ein gehirnversorgendes Gefäß und führt zu einer Durchblutungsstörung (80 Prozent aller Fälle).
  2. Ein Blutgefäß im Gehirn reißt plötzlich und es kommt zu einer Blutansammlung (20 Prozent aller Fälle).

Durch diese Durchblutungsstörung werden Nervenzellen des Gehirns an der betroffenen Stelle nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt und beginnen abzusterben. Je länger diese Durchblutungsstörung andauert, desto mehr Nervengewebe wird unwiederbringlich zerstört. Rund um das betroffene Hirnareal befinden sich jedoch Zellen, die nicht sofort zerstört werden. Sie sind zunächst nur in ihrer Funktion gestört. Diese Zellen gilt es durch schnelles Handeln zu retten. Es gilt der Grundsatz: „Time is brain“, also „Zeit ist Hirn“. Je schneller Patientinnen oder Patienten behandelt werden, desto besser können die geistigen oder körperlichen Folgen eines Schlaganfalls begrenzt oder vermieden werden.

Bei schlagartig auftretenden, typischen Symptomen wie Lähmungs- oder Taubheitsgefühlen in einer Körperhälfte, Sprach- oder Sehstörungen, sollte sofort die Notrufnummer 112 gewählt werden. 

5 Dinge, die Sie bei einem Schlaganfall niemals tun sollten

Was man bei einem Verdacht auf einen Schlaganfall hingegen auf keinen Fall tun sollte, zeigt die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe in diesem Video:

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FAST-Test: Symptome erkennen und richtig handeln

Tritt ein Schlaganfall auf, zählt jede Minute. Deshalb ist es besonders wichtig, die typischen Symptome wie Sehstörungen, Sprach- und Sprachverständnisstörungen, Lähmungen und Taubheitsgefühle, Schwindel mit Gangunsicherheit sowie sehr starke Kopfschmerzen schnell zu erkennen und dann den Notruf 112 zu wählen.

Mit dem sogenannten FAST-Test (auch als App für iOS und Android erhältlich) lässt sich ein Verdacht gut überprüfen.

Face: 

  • Bitten Sie die betroffene Person, zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab, deutet das auf eine Halbseitenlähmung hin.

Arms:

  • Bitten Sie die Person, die Arme nach vorne zu strecken und dabei die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung können nicht beide Arme gehoben werden, ein Arm sinkt oder dreht sich.

Speech:

  • Lassen Sie die Person einen einfachen Satz nachsprechen. Ist sie dazu nicht in der Lage oder klingt die Stimme verwaschen, liegt vermutlich eine Sprachstörung vor.

Time:

  • Zögern Sie nicht, wählen Sie unverzüglich die 112 und schildern Sie die Symptome.

Welche Risikofaktoren gibt es?

Mediziner:innen unterscheiden, bezogen auf den Schlaganfall, sogenannte beeinflussbare und nicht beeinflussbare Risikofaktoren.

Beeinflussbare Faktoren:

  • Bluthochdruck (Hypertonie): Man geht heute davon aus, dass ein Blutdruck, der dauerhaft bei oder über 140/90 mmHg liegt, behandlungsbedürftig ist.
  • Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
  • Herzrhythmusstörungen (z.B. das Vorhofflimmern)
  • Rauchen
  • erhöhte Blutfette (Fettstoffwechselstörungen)
  • übermäßiger Alkoholkonsum
  • starkes Übergewicht
  • Bewegungsmangel

Jeder einzelne Risikofaktor wirkt sich auf das Gesamtrisiko aus. Der negative Einfluss mehrerer Faktoren addiert und potenziert sich.

Nicht beeinflussbare Faktoren:

  • Das Alter: Mit steigendem Lebensalter nimmt das Schlaganfall-Risiko zu. Es verdoppelt sich ab dem 50. Lebensjahr jedes Jahrzehnt. Aber auch junge Menschen und sogar Kinder können von einem Schlaganfall betroffen sein – er ist keine reine „Alterskrankheit“.
  • Studien haben außerdem belegt, dass die ethnische Zugehörigkeit, das Geschlecht und vorhergegangene Gefäßerkrankungen in der Familie („Vererbung“) das Risiko erhöhen. So erleiden beispielsweise schwarze Amerikaner doppelt so oft einen Schlaganfall wie weiße und Männer haben ein höheres Risiko als Frauen.
Die Deutsche Schlaganfall-Hilfe ruft zu mehr Bewegungsaktivitäten im Alltag auf. Foto: Lumos sp/stock.adobe.com/Symbolbild

Einen Schlaganfall vorbeugen

Die Vorbeugung setzt bei den Risikofaktoren an. Ein durch Bewegung geprägter Lebensstil und eine ausgewogene, gesundheitsbewusste Ernährung kann sich positiv auf Gewicht, Blutdruck, Blutfette und den Blutzucker auswirken. Ebenso senkt der Verzicht auf das Rauchen das Schlaganfall-Risiko. Studien haben gezeigt, dass bereits durch eine geringe Senkung des Blutdrucks das allgemeine Schlaganfall-Risiko der Bevölkerung deutlich verringert werden könnte. Außerdem sollten die relevanten medizinischen Werte wie Blutdruck, Cholesterin und Blutzucker regelmäßig ärztlich kontrolliert werden.

„Ein bisschen was geht immer!“

Der bundesweite Tag gegen den Schlaganfall am 10. Mai 2022 steht daher auch unter dem Motto: „Ein bisschen was geht immer! Bewegung im Alltag wirkt Wunder.“ Denn Deutschland bewegt sich einfach zu wenig. Die Corona-Pandemie hat zusätzlich wie ein Brandbeschleuniger in Sachen Mangelbewegung gewirkt – viele Sportvereine und Sportstudios haben Mitglieder verloren. Dabei fördert Bewegung vor allem die Herz-Kreislauf-Gesundheit und ist gut für die Seele. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt pro Woche mindestens 150 Minuten moderate Bewegung. So lässt sich das persönliche Schlaganfall-Risiko um 50 Prozent senken. Doch schon vor der Pandemie haben gerade einmal 45 Prozent der Menschen in Deutschland dieses Ziel erreicht.

Bewegung lohnt sich in jedem Alter

Es geht es nicht nur um Sport – auch durch Alltagsaktivitäten lässt sich die eigene Bilanz aufbessern. Richtig ausgeführt zählt sogar das Zähneputzen dazu – aber auch Gartenarbeit, Einkaufen und Shopping, Hausarbeit oder Tanzen. „Jede Bewegung zählt“, betont Prof. Dr. Ingo Froböse von der Deutschen Sporthochschule Köln und hat noch eine gute Nachricht parat: „Es ist in der Tat so, dass Anfänger immer die größten Fortschritte machen.“ Wer sich zuvor gar nicht bewegt hat, erzielt dadurch einen größeren Effekt auf seine Gesundheit als sportlichere Menschen, die ihre Aktivitäten steigern. „Es lohnt sich wirklich in jedem Alter, denn wir werden besser und das sogar ganz schnell.“

Bewegen Sie sich genug? Machen Sie den Test

Wie fällt wohl Ihre persönliche Bewegungsbilanz aus? Mit dem Bewegungsrechner der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe, auf Grundlage der WHO-Empfehlungen, können Sie versteckte Bewegungen in Alltagsaktivitäten entdecken und Ihre Bewegungsbilanz aufbessern. Hinweis: Der Test dient einer ersten Einschätzung und ersetzt keine medizinische oder therapeutische Beratung.

> Zum Bewegungsrechner

Quelle: Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

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