Hamburg (dpa) –
Auch im Jahr 2025 haben südamerikanische Drogenbanden tonnenweise Kokain nach Deutschland verschifft. Die womöglich größte Ladung wurde allerdings schon vor dem Zielhafen Hamburg abgefangen: Dank einer guten internationalen Zusammenarbeit stellten im Juni die britischen Behörden 3,6 Tonnen Kokain in Southampton sicher. Der Marktwert des Rauschgifts betrug nach Angaben der Polizei rund 90 Millionen Euro.
Den Bananencontainer, in dem das Kokain versteckt war, ließen die Ermittler weiter nach Hamburg gehen. Dort beobachtete die Polizei, wie der Kühlcontainer in eine Lagerhalle nach Winsen/Luhe südlich von Hamburg gebracht wurde, und schlug zu. Spezialkräfte nahmen sechs Männer fest. Vier von ihnen kamen in Untersuchungshaft.
Kokain nicht nur in Frucht-Containern
Nur einen Tag vor der Sicherstellung in England machte der Zoll in Hamburg den bislang größten bekanntgewordenen Kokain-Fund des Jahres: Dank eines Hinweises der Behörden in der Dominikanischen Republik entdeckten die Zollfahnder 600 Kilogramm der Droge in einem Container. Auch in diesem Fall war die Lieferung mit Obst getarnt. Den Straßenverkaufswert gab der Zoll mit 24 Millionen Euro an.
Ebenfalls Anfang Juni wurde im Hafen von Duisburg (NRW) eine große Drogenlieferung gestoppt: In einem Container mit einem Produkt zur Stahlherstellung aus Brasilien entdeckten die Zollfahnder über eine halbe Tonne Kokain.
Bislang keine Rekordfunde im Jahr 2025
So groß diese Funde sind – in den vergangenen Jahren haben die deutschen Behörden bereits weit größere Drogenmengen abgefangen: Bisheriger Rekord waren 16 Tonnen, die Polizei und Zoll am 12. Februar 2021 in Hamburg sicherstellten. Im gesamten Jahr 2024 entdeckten die Drogenfahnder in Deutschland nach Angaben des Bundeskriminalamts (BKA) rund 24 Tonnen Kokain. Im bisherigen Rekordjahr 2023 waren es 43 Tonnen gewesen.
Zur Bilanz für 2025 will sich das Zollfahndungsamt Hamburg, das für alle deutschen Containerhäfen zuständig ist, erst im nächsten Frühjahr äußern. Die offiziellen Mitteilungen des Jahres umfassen deutschlandweit eine Menge von bislang nur rund 2,5 Tonnen. Das könnte auf einen weiteren Rückgang hindeuten.
«Weißer Tsunami» erfasst Südwesteuropa
Nach Einschätzung des BKA ist eine Verlagerung der Schmuggelrouten nach Spanien und Frankreich festzustellen. An den bisherigen europäischen Haupteinfallstoren für Kokain – den Häfen in Antwerpen (Belgien) und Rotterdam (Niederlande) – seien die sichergestellten Mengen drastisch zurückgegangen, und zwar von 175 Tonnen im Jahr 2023 auf 69 Tonnen Kokain im Jahr 2024.
In Spanien verdoppelte sich 2023 die beschlagnahmte Kokainmenge im Vergleich zum Vorjahr auf 118 Tonnen. Die Nachbarn Frankreich und Portugal verzeichnen ähnliche Aufwärtstrends. In den Medien und auch bei Fahndern Südwesteuropas ist mittlerweile von einem «weißen Tsunami» die Rede.
Hamburg befürchtete dagegen eine Verlagerung in den größten deutschen Hafen und vereinbarte eine enge Behördenkooperation mit Antwerpen und Rotterdam. Im Mai 2024 wurde ein Hafensicherheitszentrum an der Elbe eröffnet. Eine Kampagne unter den Hafenbeschäftigten soll diesen klarmachen, wie riskant eine Beteiligung am Drogenhandel ist.
Organisierte Kriminalität mit Schwächen
Innerhalb Europas wird das Kokain meist mit Autos oder Lastwagen weitertransportiert. Nach Schätzung des Bundeskriminalamts sind mehr als 10.000 Fahrzeuge mit professionellen Schmuggelverstecken im Einsatz. 188 von ihnen konnte die Polizei 2024 in Deutschland stoppen.
Der Kokainschmuggel im großen Stil ist in der Regel ein Geschäftsbereich der Organisierten Kriminalität. Manchmal machen diese Banden aber auch Fehler: In Hamburg flog die Versendung von 45 Kilo Kokain im Wert von über einer Million Euro nach Australien auf, weil der Aufgeber den Paketschein beim Kurierdienst in der Nähe des Flughafens falsch ausfüllte. Die Bande schickte zwei Männer los, die Pakete zu «retten». Beide wurden verhaftet. Einer von ihnen wurde Anfang Dezember vom Landgericht zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.
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