Die Corona-Krise hat uns alle fest im Griff. Die Wirtschaft steht vielerorts still, das kostet Geld und bedroht Existenzen. Wir müssen unser Privatleben extrem einschränken. Abstand halten. Kontaktverbot. Freizeitaktivitäten? Fehlanzeige. Gearbeitet wird im Homeoffice – sofern es denn möglich ist. Für einige Berufsgruppen aber völlig undenkbar. Sie sind die kleinen und großen Helden, die in diesen Zeiten trotzdem jeden Tag für uns da sind. Kassierer*innen und Supermarktmitarbeiter*innen zum Beispiel. Zeit, einmal Danke zu sagen.
In Krisenzeiten ist es üblich, dass wir Menschen plötzlich demütiger werden und dankbar sind für Dinge, die wir vorher noch als vollkommen selbstverständlich angesehen haben. Dass da Menschen sind, die die Regale auffüllen, unsere Einkäufe abscannen und uns am Ende noch einen schönen Tag wünschen? Naja – das ist halt ihr Job. In diesen Zeiten sehen wir das plötzlich anders. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel sagte am 18. März bei ihrer TV-Ansprache an die Bevölkerung: „Wer in diesen Tagen an einer Supermarktkasse sitzt oder Regale befüllt, der macht einen der schwersten Jobs, die es zurzeit gibt. Danke, dass Sie da sind für ihre Mitbürger und buchstäblich den Laden am Laufen halten.“
„Nicht alle Superhelden tragen Cape. Manche tragen Lebensmittelkartons“
Viele der großen Supermarktketten bedanken sich ebenfalls bei ihren Mitarbeitern. Der Discounter Aldi beispielsweise hat den Hashtag #gemeinsamgehtalles ins Leben gerufen und nun auch einen TV-Spot geschaltet. „Unsere Teams in unseren Märkten leisten aktuell Großes. Dafür sind wir unendlich dankbar“, so Sabine Zantis, Managing Director Marketing and Communications bei Aldi Nord. Auch Rewe hat einen solchen Werbespot geschaltet. Bei Edeka lautet der Hashtag #wirundjetztfüralle und auf der Webseite bedankt man sich „für den unermüdlichen Einsatz“: „Nicht alle Superhelden tragen Cape. Manche tragen Lebensmittelkartons.“ Bei Penny heißt es online „Ein riesengroßes Dankeschön an alle Kolleginnen und Kollegen, ohne die das nicht möglich wäre!“, dazu gibt es den Hashtag #erstmalhelfen und einen entsprechenden Werbespot. Das klappt also schon mal ganz gut. Aber wie ist das Verhalten der Kundinnen und Kunden derzeit?
Wenn man so etwas liest (so wie hier in einer Hamburger Facebook-Gruppe), dann wird einem kurz schlecht. Eine Kassiererin, die angespuckt wurde, weil sie einen Kunden auf den nötigen Mindestabstand wegen des Coronavirus hingewiesen hat? Hat sich diese Geschichte in Hamburg-Langenhorn wirklich so zugetragen? „Tatsächlich gab es einen Zwischenfall in unserem Markt in Hamburg“, verrät Dr. Axel vom Schemm, Manager Unternehmenskommunikation bei Aldi Nord auf Anfrage von SAT.1 REGIONAL.
Kunden verhalten sich vorbildlich – meistens
Die große Mehrheit der Kundinnen und Kunden würde sich zwar vorbildlich verhalten und die momentanen Vorgaben einhalten – dieser eine Kunde jedoch wollte sich nicht an den vorgegebenen Mindestabstand im Kassenbereich halten. „Auch nicht nach der Aufforderung unserer Kassiererin und einer Kundin, die beipflichtete. Im Gegenteil beleidigte er unsere Kollegin und auch die Filialleiterin, die zur Hilfe kam, massiv, brüllend und herabwürdigend. Der Filialleiterin trat er dann so nahe, dass sie seine feuchte Aussprache im Gesicht spüren konnte. Daraufhin hat unsere Filialleiterin von ihrem Hausrecht Gebrauch gemacht und den Kunden aus dem Markt verwiesen“ so Dr. Axel vom Schemm.
Mit kleinen Gesten viel erreichen
Eine Penny-Mitarbeiterin aus Bad Segeberg berichtet SAT.1 REGIONAL gegenüber zwar auch, dass es gerade einige Kunden gebe, die schnell wütend werden. „Zum Beispiel, wenn wir sie darauf hinweisen, dass sie bitte nur noch mit einem Einkaufswagen unseren Markt betreten dürfen.“ Dies sei eine behördliche Auflage. Mit einem Wagen könnten Kunden zum einen den nötigen Mindestabstand zueinander besser einhalten. Zum anderen würde die Anzahl der verfügbaren Einkaufswagen zurzeit auf die Größe des jeweiligen Supermarkts abgestimmt, sodass sichergestellt werden kann, dass sich nicht mehr Kunden als erlaubt gleichzeitig in der Filiale aufhalten.
Die Mitarbeiterin des Discounters sagte gegenüber SAT.1 REGIONAL allerdings auch, dass sie überrascht sei, wie viele Kunden sich an der Kasse gerade bei ihr bedanken würden. Sie fühle sich und ihre Arbeit jetzt richtig wertgeschätzt. Eine Kundin habe ihr sogar vor wenigen Tagen einen Brief überreicht, in dem Stand: „Danke für deinen Einsatz“. Beigefügt war ein kleiner bemalter Stein mit dem Wort „Danke“. „So kann man mit kleinen Mitteln doch viel erreichen“, sagte die Bad Segebergerin. „Über sowas freut man sich wirklich.“ Häufig würden ihr Kunden auch gerne Pralinenkästen oder andere Dinge schenken, die sie im Laden für sie gekauft hätten. „Das darf ich aber natürlich nicht annehmen.“ Hier ist also Vorsicht geboten. Dazu sagte uns Andreas Krämer, Pressesprecher der Rewe Group auch: „Wichtig ist, dass es kein Trinkgeld ist. Eher nette Gesten.“ Ein Dankeschön oder ein Lächeln sind in diesen Zeiten also zumindest ein guter Anfang.
Gloria Saggau