Atemschutzmasken, Community-Masken, Behelfsmasken, Mund-Nasen-Schutze – seit gut zwei Wochen haben wir uns wegen der Corona-Pandemie nun schon an ihren Anblick und das Tragen gewöhnen müssen. In allen Bundesländern herrscht Maskenpflicht beim Einkaufen oder in öffentlichen Verkehrsmitteln. In erster Linie geht es darum, seine Mitmenschen vor einer Tröpfcheninfektion zu schützen, aber was ist eigentlich mit der eigenen Gesundheit? Kann es für mich auch schädlich sein, wenn ich zu lange oder gar bei sportlichen Aktivitäten eine solche Maske trage?

Wer beim Tragen einer Community-Maske Atemnot oder Unwohlsein verspürt, sollte diese umgehend entfernen. Foto: Pexels
Wer in den vergangenen zwei Wochen auch mal für längere Zeit einen Mund-Nasen-Schutz tragen musste, der wird gemerkt haben, wie unangenehm und anstrengend dies werden kann. Schwindelgefühle, Atemnot, Kopfschmerzen – all das ist dabei keine Seltenheit. Daher drängt sich doch die Frage auf, was man sich selbst eigentlich beim Tragen einer Maske zumutet. Deshalb haben wir bei Experten nachgehakt. Hier sind die Antworten.
Kann ich Community-Masken tragen, ohne Angst um meine Gesundheit zu haben?
Zunächst kann gesagt werden: „Die Risiken durch die Community-Masken sind gering“ bestätigt auch Prof. Dr. Matthias Stoll, Facharzt für Innere Medizin und Pneumologie, Infektiologe und Allergologe an der MHH. Doch es folgt ein großes Aber. Wer diese gesundheitlich nicht verträgt, ist von der Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes ausgenommen. „Für Menschen mit schweren Lungen- oder Atemwegserkrankungen kann selbst der kurzfristige Gebrauch einer Mund-Nasen-Maske möglicherweise sogar lebensgefährlich sein“, warnt Stoll.
Weiter übt der Pneumologe grundsätzlich Kritik an der Einführung der Maskenpflicht, ohne dass zuvor die Wirksamkeit und die Unschädlichkeit gut belegt worden wären. „Zudem wurde bisher auch keine verbindliche Bauart oder Zulassung oder Zertifizierung vorgeschrieben. Man kann aus meiner Sicht so etwas nur vorübergehend rechtfertigen, weil die Not durch das sich ausbreitende SARS-CoV-2-Virus hoch ist“, so Stoll.
Welche Masken können gesundheitsschädlich werden?
Risiken bei selbst genähten Masken entstehen zum Beispiel, wenn zu luftdichte Stoffe verwendet werden oder auch Textilien, die giftig sind und Atemwegsreizungen sowie Augenreizungen verursachen könnten. Auch die Einarbeitung von Metallbügeln kann zu Verletzungen oder Kontaktallergien führen. „Das Problem ist, es gibt keine verbindlichen Regeln und meines Erachtens auch einen ganz verblüffenden Mangel an der Regelung der Verantwortlichkeiten“, kritisiert Prof. Dr. Matthias Stoll.

Eine solche Maske mit Ausatemventil sollte für Privatpersonen in der Öffentlichkeit tabu sein. Foto: Pixabay
Dr. Susanne Huggett, ärztliche Leiterin der Krankenhaushygiene und Infektionsprävention bei Asklepios, macht noch auf einen anderen wichtigen Punkt aufmerksam – wann Masken nämlich ein Risiko für andere darstellen können. „Wenn wir unser Gegenüber schützen wollen – und das ist ja die Funktion der Maskenpflicht im öffentlichen Raum – dann dürfen wir keine Maske mit Ventil benutzen“, warnt Dr. Susanne Huggett. „Wenn ich so jemanden beim Einkaufen beispielsweise vor mir hätte, dann würde ich mich dem nur mit großem Abstand nähern oder eine andere Richtung im Geschäft nehmen.“
Das Problem hierbei ist nämlich: Die Ausatemluft des Trägers wird nahezu ungefiltert nach außen entlassen. Wer also in der Öffentlichkeit eine sogenannte filtrierende Halbmaske (FFP1, FFP2 oder FFP3) mit Ausatemventil trägt, verhält sich sehr unsolidarisch – er mag sich selbst schützen, aber auf gar keinen Fall sein Umfeld. Zudem sollte diese Art Maske ohnehin medizinischem Personal vorbehalten sein.
Die Drogeriekette dm warnt zudem davor, sich Masken aus Staubsaugerbeuteln herzustellen. Zum einen liegen „keine wissenschaftlichen Belege vor, dass sich aus Staubsaugerbeuteln partikelfiltrierende Schutzmasken herstellen lassen“, wie es in einer Pressemitteilung der Drogeriekette heißt und weiter: „Viele Staubsaugerbeutel beinhalten aus Hygienegründen ein feines antibakteriell wirkendes Pulver aus Polymer, das durch das Aufschneiden der Beutel freigesetzt werden kann. Wird dieses dann auch noch direkt an die Atemwege gebracht und eingeatmet, ist dies sowohl für Lunge als auch Verdauungsorgane gesundheitsschädigend.“

Selbst genähte Mundschutze aus Stoff bergen in der Regel kein Risiko für eine CO2-Rückatmung. Foto: Pixabay
Kann es passieren, dass ich beim Tragen einer Maske zu viel ausgeatmetes CO2 wieder einatme?
Eine sogenannte CO2-Rückatmung ist laut Fachärzten praktisch nicht möglich, da Stoffmasken durchlässig sind. „Vorstellbar ist jedoch, dass durch eine Maske, die das Atmen stark erschwert, der Träger – wenn er eine chronische Lungenerkrankung hat – sein eigenes CO2 nicht vollständig abatmen kann oder aber zu wenig Sauerstoff einatmen kann, zum Beispiel bei Anstrengung“, sagt Prof. Dr. Matthias Stoll von der MHH. Vor dem ersten Gebrauch in der Öffentlichkeit sollte zudem getestet werden, ob der Maskenstoff genügend Luft durchlässt, um das normale Atmen möglichst wenig zu behindern. „Falls während des Tragens der Maske Atembeklemmungen oder Unwohlsein auftreten, sollte die Maske umgehend entfernt werden“, heißt es auf hamburg.de.
Wie lange sollte ich einen Mund-Nasen-Schutz maximal am Stück tragen?
„Das ist eine der völlig ungeklärten Fragen, die eigentlich hätte bedacht werden sollen, bevor eine MNM-Pflicht beschlossen wird“, sagt Prof. Dr. Matthias Stoll. Ein weiteres Problem: Es gibt einfach noch keine Studien dazu, schon gar nicht zu selbst gefertigtem Material. Im professionellen Bereich der Medizin liege mit geeignetem Einmal-Mund-Nasenschutz die durchgehende Tragezeit nur selten im Bereich von (wenigen!) Stunden oder gar mehr. „Ab dann wird es selbst für Menschen ohne Schnupfen, Fließnase, Pollenallergien oder andere Beschwerden im oberen Respirationstrakt meist nicht nur unbequem, sondern auch unhygienisch“, so Stoll. „Ein mindestens einmaliger, bei vielen Menschen vermutlich sogar mehrfacher Wechsel am Tag scheint mir angemessen und sinnvoll.“
Können denn auch Kinder Behelfsmasken bedenkenlos tragen?
Ja, solange sie keine komplett geschlossenen Masken (z.B. Staubschutzmasken) tragen und diese gesundheitlich vertragen, spricht nichts dagegen. Prof. Dr. Matthias Stoll weist darauf hin: „Eltern tragen da zunächst die Fürsorgepflicht für ihre Kinder, das zu beurteilen.“ In Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen sind Kinder unter sieben Jahren übrigens von der Maskenpflicht ausgenommen.
Bei kleineren Kindern stellt sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit, „zumal Kinder bisher noch nicht maßgeblich als Überträger von Covid-19 aufgefallen sind“, so Stoll. Ihnen sei die Notwendigkeit eines Mund-Nasen-Schutzes eh „kaum zu vermitteln bzw. zuzumuten“, heißt es auf niedersachsen.de. Sie würden damit vermutlich nur herumspielen und die Infektionsgefahr eher noch verstärken. Ein dubioser Whatsapp-Kettenbrief, in dem es heißt, Kinder würden es nicht merken, wenn sie zu wenig Luft bekommen, ist übrigens eine Falschmeldung. Dr. Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt sowie Mitglied des Expertengremiums des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) macht aber noch auf das Verletzungsrisiko aufmerksam. „Sollten Spielplätze wieder frei zugänglich sein, birgt der Mund-Nasen-Schutz die Gefahr, dass ein Kind daran hängenbleiben kann.“
Kann ich beim Sport bedenkenlos einen Mund-Nasen-Schutz tragen?
Am 18. Mai dürfen in Schleswig-Holstein die Fitnessstudios wieder öffnen – mit entsprechenden Hygienekonzepten. Bislang hat die Landesregierung diese aber noch nicht konkretisiert. Sollte es zu einer Maskenpflicht in Fitnessstudios, „einer solch realitätsfremden Auflage“, wirklich kommen, „würde meines Erachtens die Leistungsgrenze beim Fitnesstraining nicht mehr – wie bisher – durch die individuelle Konstitution von Muskulatur, Herz und Kreislauf begrenzt sein, sondern schon lange vorher durch die Luftdurchlässigkeit der MNM“, so Infektiologe Prof. Dr. Matthias Stoll. „Somit könnte man streng genommen im Fitnessstudio dann auch seine Fitness durch Training nicht mehr verbessern.“
Auch Edwin Bölke, Geschäftsführender Oberarzt an der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikum Düsseldorf, sagte dazu gegenüber dem Ärzteblatt, dass das Tragen einer Maske beim Spaziergehen im Wald mit wenig Menschen oder beim Sport eher gesundheitsschädlich als schützend sei. „Auch die Überlegung, die Fußball-Bundesliga mit Masken fortzuführen, halte ich für bedenklich. Leistungssport mit Masken ist medizinisch gesehen nicht sinnvoll.“
Mit diesem Tipp besser Luft bekommen unter der Maske
Für alle, die unter ihrer Maske schlecht Luft bekommen, hat SAT.1-Gesundheitsexpertin Charlotte Karlinder übrigens noch einen Tipp, mit dem es wieder besser gehen soll:
Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an
Abschließend sei gesagt: Ja, die Maskenpflicht im Einzelhandel und öffentlichen Verkehrsmitteln ist grundsätzlich sinnvoll und grunsätzlich nicht schädlich für uns. Wenn wir die richtigen Masken wählen und verantwortungsbewusst mit ihnen umgehen, sie regelmäßig wechseln und waschen. „Allerdings dient eine Maske immer nur als ergänzende Maßnahme und sollte nicht ein falsches Gefühl der Sicherheit entstehen lassen“, mahnt Dr. Fegeler. Die wichtigsten Maßnahmen bleiben nach wie vor das Abstandhalten, eine gründliche Händehygiene, Niesen und Husten in die Ellenbogenbeuge und das Vermeiden von Berührungen von Gesicht, Nase, Augen und Mund. Bleiben Sie gesund!
Gloria Saggau
Weiterführende Links:
- Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte zur Verwendung von Masken
- „Nicht für jeden ist das Tragen einer Maske unbedenklich“ – Interview im Ärzteblatt
- Kinder- und Jugendärzte im Netz: Mund-Nasen-Schutz für Kinder während der Corona-Pandemie
- Wissenswertes und Hinweise zum Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen der BZgA
- Drogeriekette dm warnt vor der Herstellung von Schutzmasken aus Staubsaugerbeutel