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Bei manchen verläuft eine Infektion mit dem Coronavirus mild, bei einigen treten aber selbst im Nachgang noch Symptome wie Kurzatmigkeit oder Erschöpfung auf. Dann spricht man von Long- oder auch Post-Covid. Eine Krankheit, die noch kaum erforscht ist. Die Patientinnen und Patienten kämpfen sich Schritt für Schritt zurück in die Normalität – so wie Anja Nielsen aus Stuhr bei Bremen.

Im April 2021 infizierte sich die zweifache Mutter mit der britischen Variante des Coronavirus. Zu dem Zeitpunkt war sie noch ungeimpft, weil sie nicht zur Risikogruppe zählte. Trotzdem sah zunächst alles nach einem milden Verlauf aus. Schnell konnte Anja Nielsen wieder arbeiten gehen, doch immer öfter fühlte sie sich müde und erschöpft. Jeden Tag wurde es schlimmer. Als Sprachprobleme auftraten und ihr Körper immer empfindlicher wurde, suchte sie sich medizinische Hilfe. Ein Schlaganfall wurde ausgeschlossen, auch ein MRT brachte keine neuen Erkenntnisse. Auf dem Papier schien sie gesund zu sein. Von einigen Ärztinnen bzw. Ärzten, aber auch von ihren Mitmenschen wurde sie nicht ernst genommen.

Eine Krankheit mit vielen Gesichtern

Mit weit über 100 definierten Symptomen kann die Krankheit viele verschiedene Gesichter zeigen, umso schwerer fällt eine genaue Diagnose. Das Problem: Nach wie vor ist nicht sicher, warum genau die Krankheit auftritt. Die Annahme, dass Rückstände des Virus nach einer Infektion im Körper verbleiben und zu Beschwerden führen, ist umstritten. Wichtig sei die Unterscheidung zwischen dem Long-Covid- und dem Post-Covid-Syndrom. Bei Long-Covid klingen die Symptome in der Regel nach bis zu zwölf Wochen wieder ab. Bleibt es darüber hinaus bei deutlichen Beschwerden, spricht man von Post-Covid. Auch wenn die neueren Varianten milder verlaufen, ist das Risiko, zumindest an Long-Covid zu erkranken, nicht gerade gering.

Selbsthilfegruppen und Portale für Betroffene

Regelmäßig besucht Anja Nielsen eine Long-Covid-Selbsthilfegruppe in Bremen. Dort hat sie Gelegenheit, sich einmal im Monat mit anderen Betroffenen auszutauschen. Einfach nur reden, kann auch helfen. Anja Nielsen hat es dabei geholfen, mit der ständigen Erschöpfung und dem Post-Covid-Syndrom zurechtzukommen. Zusätzlich sollen Betroffene in Bremen besser versorgt werden können. Dafür wollen Behörden und Institutionen neue Plattformen schaffen: eine für Patientinnen und Patienten und eine für Fachpersonal. Beide sollen im Sommer an den Start gehen.

Aufmerksamkeit schaffen

Anja Nielsen möchte mit ihrer Geschichte Aufmerksamkeit schaffen, Post-Covid sichtbar machen, ein Bewusstsein für diese schwere, oft unterschätzte Krankheit herstellen. Wann genau sie wieder vollkommen gesund sein wird, das weiß sie nicht. Was sie aber weiß, ist, wie sie den Weg zurück zu alter Stärke gehen möchte.

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