Tausende Menschen in einem Saal? Das sollen die Corona-Regeln verhindern. Müssen zig Menschen für eine Bombenentschärfung ihre Wohnungen verlassen, wird es kniffelig. Der Stadt Göttingen steht eine mehrtägige Entschärfung mit 8.300 betroffenen Anwohner:innen bevor.
4.200 Menschen in Osnabrück evakuiert
Wohin mit 8.300 Menschen, die für eine Bombenentschärfung ihre Wohnungen über Nacht verlassen müssen – und das im Lockdown? Ende Januar wird die Stadt Göttingen vor dieser Aufgabe stehen. Osnabrück musste eine ähnliche Situation kurzerhand am Montagabend meistern: „Das Problem war, wir mussten von jetzt auf gleich 4.200 Menschen evakuieren – und das unter Corona-Bedingungen“, sagte Gerhard Meyering, Sprecher der Stadt, am Dienstag. Zeit war keine zu verlieren. „Die Bombe wurde schon bewegt und musste deshalb sofort entschärft werden.“
Infizierte und Menschen in Quarantäne sind Herausforderung
Meyering zufolge war es dann auch vertretbar, die Corona-bedingten Kontaktbeschränkungen für die Dauer des Einsatzes aufzuheben. Schließlich habe die Bombe Gefahr für Leib und Leben bedeutet. Laut geltender Corona-Regeln darf ein Haushalt sonst nur Kontakt zu höchstens einer weiteren Person haben. Die Stadt bat allerdings darum, auch bei Freunden und Verwandten Abstände einzuhalten. Für die Unterbringung von Infizierten und Menschen in Quarantäne galt die Ausnahme nicht – sie stellten die mehr als 190 Einsatzkräfte vor eine Herausforderung. Die beiden Gruppen wurden in kurzfristig eingerichteten Isolationsräumen in den Evakuierungszentren untergebracht.
Die meisten waren bei Freunden oder Bekannten untergekommen
Die meisten der 4.200 Anwohner:innen seien bei Freunden und Bekannten untergekommen, sagte Meyering. Gut 230 verbrachten die Zeit in den Evakuierungszentren. Organisiert worden sei diese „Hau-Ruck-Aktion“ – wie eine Stadtsprecherin das Manöver bezeichnete – von Stadt, Feuerwehr, Polizei und Technischem Hilfswerk.
Renitente Anwohner haben Evakuierung erschwert
Erschwert wurde die Evakuierung zusätzlich durch renitente Anwohner:innen. Einige von ihnen weigerten sich zunächst, ihre Häuser und Wohnungen zu verlassen. Das teilten die Stadt Osnabrück und die Polizei auf Anfrage am Dienstag mit. „Da musste mitunter sehr viel diskutiert werden“, sagte Meyering. Auch von der Polizei habe es mehrfach Ansprachen an die Bewohner:innen gegeben, sagte seine Kollegin. Dass manche Anwohner:innen ihre Häuser nicht verlassen wollten, habe möglicherweise daran gelegen, dass die Evakuierung recht kurzfristig am Montagabend erfolgt sei, sagte Meyering. Sie begann am späten Nachmittag. Gegen 22:15 Uhr wurde die Bombe dann von Kampfmittelräumern unschädlich gemacht. Die Anwohner:innen konnten daraufhin wieder zurück.
In Göttingen ist es am 30. Januar soweit
Etwas mehr Vorlauf hat die Stadt Göttingen: Am Samstag, 30. Januar, müssen gut 8.300 Menschen ihre Wohnungen verlassen. Sämtliche Gebäude im Umkreis von einem Kilometer, Straßen und Plätze sowie der Bahnhof werden gesperrt. Bei Bauarbeiten waren verdächtige Objekte im Boden geortet worden. Es handelt sich nach Angaben der Stadt wahrscheinlich um Bombenblindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg. Es werde damit gerechnet, dass die Entschärfung bis zum Morgen des 31. Januar dauert.
Mit dpa
Mutmaßlicher Bombenfund in Göttingen: Rund 8.300 Anwohner von Evakuierung betroffen