
Nach dem Messerangriff mit zwei Toten und mehreren Verletzten in einem Regionalzug in Schleswig-Holstein hat das Innenministerium zum Gedenken an die Opfer Trauerbeflaggung an den Dienstgebäuden aller Behörden und Dienststellen des Landes angeordnet. Die Flaggen sollten am Donnerstag auf halbmast gesetzt werden, teilte das Ministerium mit. Unter anderem den Kreisen und Gemeinden empfiehlt das Ministerium, sich der Trauerbeflaggung anzuschließen. Am Donnerstagmorgen wird eine Pressekonferenz mit Schleswig-Holsteins Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack und einem leitenden Polizeibeamten erwartet.
Mutmaßlicher Täter festgenommen – Hintergründe noch unklar
Bei dem mutmaßlichen Angreifer handelt es sich um einen staatenlosen Palästinenser, wie Sütterlin-Waack am Mittwochabend am Bahnhof in Brokstedt sagte. Der 33-Jährige kam nach Polizeiangaben mit leichten Verletzungen in ein Krankenhaus. „Die Hintergründe sind noch unklar, ebenso wie die Identitäten der Geschädigten“, sagte eine Polizeisprecherin.
Es gab erste Hinweise, dass der mutmaßliche Angreifer geistig verwirrt sein könnte. Das erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Sicherheitskreisen. Nach vorläufigen Erkenntnissen war er in Norddeutschland bislang nicht als Extremist aufgefallen. Bei der Tat erlitten ersten Angaben zufolge drei Menschen schwere Verletzungen, vier wurden leicht verletzt.
Der Täter habe die Menschen in dem noch fahrenden Zug angegriffen. Zur Zahl der Verletzten hatte es zunächst unterschiedliche Angaben gegeben. Auch war in mehreren Medienberichten von lebensgefährlich Verletzten die Rede.
Nach Angaben der Polizei hielten Zeugen den Angreifer fest. Demnach sei es diesen unmittelbar nach der Tat gelungen, den Verdächtigen zu stoppen, bis die Einsatzkräfte eintrafen.
Polizei: Zum Zeitpunkt der Messerattacke 120 Menschen im Zug
Zum Zeitpunkt der tödlichen Messerattacke sind rund 120 Menschen in dem Zug gewesen. Das sagte eine Sprecherin der Polizei in Itzehoe am Mittwochabend. „Das muss ein sehr großes Chaos gewesen sein.“ Nach dem Angriff wurden etwa 70 Zeugen von der Polizei befragt und betreut.
Eine Frau aus Bad Bramstedt wartete wenige Meter entfernt vom Bahnhof auf ihre Tochter. Die 18 Jahre alte Studentin war mit dem Zug auf dem Rückweg von der Uni in Kiel. „Sie hat gesehen, wie ein Mensch vier Reihen vor ihr auf jemanden eingestochen hat“, sagte die Mutter. Sie könne derzeit noch nicht mit ihrer Tochter sprechen, nur schreiben, sagte die sichtlich bewegte Frau. Die Tochter warte noch darauf, bei der Polizei eine Aussage zu machen. Die junge Frau sei zwar unverletzt. „Ich glaube aber, es geht ihr schlecht. Was sind das für Menschen, die so etwas machen?“, sagte die Mutter.
Der Messerangriff in einem Regionalzug ist eine erschütternde Nachricht. All unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser furchtbaren Tat und ihren Familien.
— Nancy Faeser (@NancyFaeser) January 25, 2023
„All unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser furchtbaren Tat und ihren Familien“, twitterte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und sprach von einer „erschütternden Nachricht“.
Ministerpräsident Günther: „Schleswig-Holstein trauert“
Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther sprach von einer schrecklichen und sinnlosen Tat, die zwei Menschen das Leben gekostet habe. „Schleswig-Holstein trauert – das ist ein furchtbarer Tag“, sagte Günther in Kiel.
Auf dem Bahnsteig verteilte kleine Schilder mit Nummern zeugten von den schrecklichen Geschehnissen, die sich in dem Zug kurz zuvor abgespielt hatten. Ermittler liefen mit Kameras den Bahnsteig ab, neben dem der Regionalzug „RE70 Hamburg Hbf“ stand. Eine nur wenige Meter vom Bahnhof entfernt gelegene Bäckerei schenkte Rettungskräften und Fahrgästen heiße Getränke und Backwaren aus. „Für uns eine Selbstverständlichkeit“, sagte eine Verkäuferin.
Mit dpa