Organspende – ja oder nein? Viel zu wenige Menschen in Deutschland treffen zu Lebzeiten eine Entscheidung. Mehrere Ansätze könnten helfen – doch sie sind bislang nicht erlaubt.
Nach Angaben der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) haben im Jahr 2024 953 Menschen Organe für die Transplantation gespendet – viel zu wenig, sagen Expert:innen.
Mehr als 8.000 Menschen stehen auf der Warteliste
„Wir haben in Deutschland viele Patient:innen, die auf einer Transplantationswarteliste stehen – und seit Jahren auch immer mehr, die gar nicht mehr aufgenommen werden, weil die Aussicht, transplantiert zu werden, sehr gering ist“, sagte Felix Schönrath, Oberarzt für Herzinsuffizienz und Herztransplantation am Deutschen Herzzentrum der Charité (DHZC). Ende Mai standen nach Angaben von Eurotransplant 8.081 Menschen auf der Liste.
Doch es gibt nicht genügend Spender:innen: „Im Moment sind nur 0,4 Prozent der Menschen, die mindestens 16 Jahre alt sind und grundsätzlich für eine Organspende infrage kommen, im Organspenderegister registriert“, erklärte der Arzt. Bislang gibt es laut DSO rund 319.200 Eintragungen.
Widerspruchsregelung könnte Spenden erhöhen
Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern Europas müssen in Deutschland Verstorbene zu Lebzeiten oder stellvertretend deren Angehörige der Organentnahme explizit zustimmen. „Wir wollen die Widerspruchsregelung, da die Zahl der Organspenden in Ländern mit Widerspruchsregelung deutlich über der in Ländern ohne diese Lösung liegt“, sagte Volkmar Falk, Herzchirurg und Ärztlicher Direktor des DHZC. Die Regelung bedeutet: Hat die verstorbene Person einer Organspende zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen, dürfen Organe entnommen werden.
Organspende als Akt der Nächstenliebe?
Organspende kann Leben retten – oft das einzige Mittel, schwer kranken Menschen eine Zukunft zu ermöglichen. Dennoch schieben viele die Entscheidung auf oder vermeiden das Thema ganz. Dabei kann jede:r plötzlich selbst betroffen sein: durch einen Unfall, eine unerwartete Diagnose oder ein Kind, das auf ein Spenderorgan angewiesen ist. Eine bewusste Entscheidung zu Lebzeiten – ob für oder gegen die Organspende – entlastet im Ernstfall auch die Angehörigen. Sie gibt Klarheit, Halt und kann im besten Fall anderen Menschen neue Hoffnung schenken. Organspende ist kein medizinisches Detail, sondern ein zutiefst menschlicher Akt der Solidarität.
SAT.1 RGEIONAL/dpa
Weiterführende Informationen:
- Organspende – Offizielles Informationsportal der BZgA (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung)
- Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO)
- Online-Registrierung zur Organspende (BZgA)
Videobeitrag vom 24.03.2024: Online-Portal für Organspenden – so funktioniert das neue Register