Kiel (dpa/lno) –
Erstmals bekommt Kiel einen Grünen-Oberbürgermeister – Mit 54,1 Prozent der Stimmen gewann Samet Yilmaz die Stichwahl um das höchste Amt der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt. Damit setzte sich der 44-Jährige knapp gegen den parteilosen Gerrit Derkowski durch, den CDU, FDP und SSW unterstützten. Das teilte die Stadt mit.
«Ich danke allen Kielerinnen und Kielern, die mir heute das Vertrauen entgegengebracht haben», sagte Yilmaz nach der Wahl. Die Wählerinnen und Wähler hätten ihm allerdings einen klaren Auftrag gegeben. «Einen klaren Auftrag dafür, dass diese Stadt mutig in die Zukunft gehen kann.» Diesen nehme er an, und er wolle ihn umsetzen.
Der Grünen-Politiker will den Menschen in der Stadt Orientierung geben und Verantwortung übernehmen, wie er sagte. Yilmaz plant nach eigenen Angaben, Bildung und Sicherheit zu fördern sowie eine moderne Verwaltung und eine funktionierende Mobilität, die den Klimaschutz ins Zentrum stellt.
Neuer OB: Die Arbeit im Rathaus beginnt sofort
Mit der Wahl sei er «sofort startklar». Yilmaz betonte: «Das heißt, mit meiner Verwaltungserfahrung und Führungskompetenz brauche ich keine Zeit, wo ich mich noch mal einführen lassen muss.» Er freue sich auf seine Arbeit im Rathaus, die jetzt beginne.
Dabei wolle er auch die Kielerinnen und Kieler mitnehmen, die ihn nicht gewählt haben. «Hier heißt es, genau darzustellen, für welche Politik ich stehe und genau zu gucken, wo der Schuh drückt», betonte der Grünen-Politiker.
«Neuer Lebensabschnitt» für Derkowski
Sein Gegenkandidat, der parteilose Fernsehmoderator Derkowski, gratulierte Yilmaz nach der Wahl und erklärte, künftig auf eine Bewerbung für politische Ämter zu verzichten. «Das war mein Ausflug in die Politik – jetzt werde ich mir was anderes überlegen» Einen Plan B habe er bislang nicht. «Jetzt beginnt ein neuer Lebensabschnitt.»
Kämpfer: Meinem Nachfolger wird nicht langweilig
Der amtierende Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD) äußerte sich zur Wahl des Grünen-Politikers: «Ich glaube, wir haben vieles gut vorbereitet die letzten Jahre, vieles, auf dem ein Nachfolger Samet Yilmaz aufbauen kann.»
Dennoch habe die Finanzkrise der Kommunen auch Kiel getroffen. Projekte wie der Bau des Holstein-Stadions oder von Wohnungen und Schulen stünden noch aus. «Also langweilig wird meinem Nachfolger nicht werden», betonte er.
Politische und verwaltungstechnische Erfahrung seien dabei ein klarer Vorteil. Die kommenden vier Monate für die Amtsübergabe bezeichnete Kämpfer als «gute Zeit». «Ich bin froh, dass es nach langer Zeit einen geordneten Übergang geben wird», sagte Kämpfer.
Amtsübergabe im April 2026
Insgesamt traten im ersten Wahlgang vor drei Wochen acht Kandidaten und eine Kandidatin an. Derkowski und Yilmaz schafften es damals in die Stichwahl. Der amtieren Oberbürgermeister Kämpfer trat nach zwei Amtszeiten nicht wieder an. Er wechselt nach der Amtsübergabe im April 2026 in die Landespolitik.
Insgesamt waren 190.779 Kielerinnen und Kieler wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung lag im ersten Wahlgang der Stadt zufolge bei 48,7 Prozent. Bei der Stichwahl gingen noch 43,5 Prozent an die Urne. Bei der vorherigen Oberbürgermeisterwahl in Kiel im Jahr 2019 hatten hingegen nur 37,9 Prozent der Stimmberechtigten gewählt.
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