
Freude über gute Wahlergebnisse bei den einen, Frust und Enttäuschung über das Abschneiden bei den anderen: In Kiel (Schleswig-Holstein) wollen am Abend die CDU von Ministerpräsident Daniel Günther und die SPD jeweils über die Ergebnisse bei der Bundestagswahl im nördlichsten Bundesland und die bundespolitische Lage beraten.
Die CDU hatte die Wahl in Schleswig-Holstein mit 27,6 Prozent (2021: 22,0 Prozent) klar gewonnen, die SPD erlitt mit 18,8 Prozent (28,0) herbe Verluste.
Die derzeit nicht im Landtag in Kiel vertretene AfD kam auf 16,3 Prozent (6,8). Die Grünen erhielten 14,9 Prozent (18,3), die ebenfalls nicht im Landtag vertretene Linke 7,8 Prozent (3,6) und die FDP 4,7 Prozent (12,5). Der von der Fünf-Prozent-Hürde befreite SSW, die Partei der dänischen und friesischen Minderheit, kam auf 4,0 Prozent (3,2) und das BSW auf 3,4 Prozent.
Reaktionen aus dem Norden
Der CDU-Landesvorsitzende und Ministerpräsident Daniel Günther forderte schnellstmöglich eine „stabile und vorausschauende Koalition“ in der demokratischen Mitte. „Nur so werden wir die riesigen Aufgaben, die vor uns liegen, meistern und das Vertrauen der Menschen in die Politik und ihre Handlungsfähigkeit zurückgewinnen.“
SPD-Bundesvize Serpil Midyatli sieht den Ball bei Merz und der CDU: „Er hat den Regierungsauftrag der Wählerinnen und Wähler bekommen.“
Die Liberalen wollen bei einem kleinen Parteitag in Neumünster (19.00 Uhr) mit 100 Delegierten beraten. „Das Ergebnis ist die befürchtete Katastrophe für unsere Partei“, sagte der Landesvorsitzende Christopher Vogt. „Nach der Ampel hatten wir in diesem Wahlkampf eine sehr schwierige Ausgangslage. Leider konnten wir die Stimmung im Wahlkampf nicht mehr drehen.“ Nun gehe es um das Überleben als einzige liberale Partei in Deutschland.
Weniger Abgeordnete aus dem Norden
Insgesamt 25 Abgeordnete aus dem nördlichsten Bundesland ziehen in den Bundestag ein. Die CDU stellt acht Sitze, AfD und SPD fünf, die Grünen vier und die Linken haben zwei Sitze, wie die Bundeswahlleitung im Internet mitteilte. Ebenfalls erhält der Südschleswigsche Wählerverband (SSW) einen Sitz.
Somit ziehen drei Abgeordnete weniger ins Parlament als bei der vergangenen Wahl im Jahr 2021. Damals war Schleswig-Holstein mit insgesamt 28 Abgeordneten im Bundestag vertreten.
Hohe Wahlbeteiligung
Rund 2,265 Millionen Menschen waren in Schleswig-Holstein wahlberechtigt. Die Wahlbeteiligung fiel mit 83,5 Prozent deutlich höher aus als bei der vorangegangenen Bundestagswahl. Damals hatte sie 78,2 Prozent betragen.
Die Union lag auch in neun der elf Wahlkreise vorn. Kiel ging an die Grünen, Lübeck an die SPD. Wegen der Wahlrechtsreform, die nun zum ersten Mal greift, ziehen nicht mehr alle siegreichen Wahlkreis-Kandidaten automatisch in den Bundestag ein: Sie bekommen nur noch dann ein Mandat, wenn ihre Partei auf genügend Zweitstimmen kommt, anderenfalls geht der Wahlkreis leer aus. Dafür entfallen die früher üblichen Überhang- und Ausgleichsmandate. Künftig hat der Bundestag nur noch 630 Abgeordnete statt aktuell 733.
SAT.1 REGIONAL/dpa