Hamburg (dpa/lno) –
Die Mieten in Hamburg haben sich in den vergangenen zwei Jahren im Schnitt kaum verändert. Der von Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) im Rathaus vorgestellte Mietenspiegel 2025 weist einen Mittelwert von 9,94 Euro aus. Bei der letzten Erhebung 2023 waren es 1,12 Prozent weniger. Allerdings gab es seither einen Wechsel in der Berechnungssystematik.
Pein: Anstieg des Mietenspiegels unter Inflationsrate
Ungeachtet des Systemwechsels liege die Steigerung deutlich unter der aktuellen Inflationsrate von 2,3 Prozent, sagte Pein. Außerdem liege die mittlere Nettokaltmiete in Hamburg deutlich unter denen von Städten wie München (15,38 Euro), Frankfurt (11,50) oder Stuttgart. Niedriger als in Hamburg falle sie aber mit 7,21 Euro in Berlin aus.
Pein sprach von einem positiven Signal für die Mieter und einem Erfolg für die Wohnungsbaupolitik. Dennoch gebe es in Hamburg immer noch zu wenig bezahlbaren Wohnraum. «Daher ist es wichtig, die erfolgreiche gemeinsame Wohnungsbaupolitik im Bündnis für das Wohnen in Hamburg weiter fortzusetzen, den richtigen Kurs beizubehalten und den Neubau weiter durch Maßnahmen wie den Hamburg-Standard zu forcieren.»
Systemwechsel bei Berechnung des Mietenspiegels
Der Hamburger Mietenspiegel wird seit 1976 erhoben und soll einen Überblick über die ortsübliche Vergleichsmiete bieten. Er umfasst Wohnungen ohne Preisbindungen, deren Mieten sich in den vergangenen sechs Jahren verändert haben oder neu vereinbart wurden.
Erstmals wurde beim Mietenspiegel 2025 nicht das arithmetische Mittel, sondern der Meridianwert berechnet. Damit entfällt die sogenannte «Ausreißerbereinigung», bei der beispielsweise besonders teure Wohnungen oder besonders kleine Wohnungen herausgenommen wurden.
Der Mietenspiegel bilde aber keine Marktentwicklung ab, betonte Pein. Er diene ausschließlich dazu, die ortsübliche Vergleichsmieten zu ermitteln. Damit sei er auch kein Steuerungsinstrument, sondern «eher ein Serviceinstrument für Mieter und Vermieter, damit man sich nicht immer gleich vor Gericht trifft».
Kritik von der Opposition
Die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der CDU, Anke Frieling, kritisierte, dass die Umstellung der Berechnung keinen direkten Vergleich des Mietenspiegels 2025 mit den Vorjahren zulasse. «Zumindest in diesem Jahr hätte die Senatorin auch eine Berechnung nach alter Methodik zur Verfügung stellen müssen, um die Wirkung der Umstellung deutlich zu machen», sagte sie.
Unabhängig von der Vergleichbarkeit der Werte verschaffe die geringe Abweichung den Mieterinnen und Mietern eine Verschnaufpause, denn die Miete könne unter Berufung auf den Mietenspiegel nicht so stark erhöht werden, sagte die wohnungspolitische Sprecherin der Linken, Heike Sudmann. «Doch unverändert sind die Mieten in Hamburg viel zu hoch. Viele Menschen können sich das kaum noch leisten.»
Auch Joachim Körner von der AfD kritisierte, dass für viele Familien das Wohnen in Hamburg unerschwinglich sei. Er warf dem rot-grünen Senat vor, steigende Mieten «mit Zahlentricks auf Kosten einkommensschwacher Haushalte» zu verschleiern.
Wohnungswirtschaft warnt vor «Untergangsszenarien»
Der Mieterverein zu Hamburg sieht in dem moderaten Anstieg um 1,12 Prozent lediglich einen statistischen Effekt, aber kein Zeichen der Entspannung. Viele Menschen müssten einen steigenden Anteil ihres Einkommens für das Wohnen aufbringen. «Jede Mieterhöhung trifft die betroffenen Haushalte hart und bringt immer mehr Menschen in Bedrängnis», sagte Mietervereinsvorsitzende Rolf Bosse.
Der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen (VNW), Andreas Breitner, verwies hingegen auf die erst vor zehn Tagen veröffentlichte Mietenstudie der Hamburger Wohnungswirtschaft, die eine durchschnittliche Nettokaltmiete von 9,11 Euro im Monat ergeben hatte. Durch den Mietenspiegel sehe man sich nun bestätigt.
«Das ist ein gutes Ergebnis für Hamburg und belegt: Untergangsszenarien, was die Mietenbelastung der Hamburgerinnen und Hamburger angeht, sind fehl am Platze», sagte Breitner. In Hamburg sei das Wohnen weiterhin bezahlbar. «Vor allem im Vergleich zu anderen Metropolen wie Berlin, München, Barcelona, Kopenhagen oder London kann sich die Hansestadt sehen lassen.»
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