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Am frühen Montagnachmittag wurde ein Kleinkind in Hamburg-Rahlstedt von einem Hund angegriffen und lebensgefährlich verletzt. Das Tier hatte in der Vergangenheit schon einmal ein Kind attackiert. Die Polizei ermittelt.

Aufmerksame Anwohner:innen eines Mehrfamilienhauses in der Straße Am Knill seien am Pfingstmontag durch lautstarke Hilfeschreie aus einer Wohnung aufmerksam geworden und verständigten die Polizei. Als die Einsatzkräfte eintrafen, hätten gerade die Mutter sowie die Großmutter des zweijährigen Mädchens versucht, einen Beißangriff eines Hundes gegen das Kleinkind zu beenden. Dies gelang schließlich mithilfe der Polizeikräfte. Sie legten dem Hund einen Maulkorb an und sperrten ihn in einem anderen Zimmer der Wohnung ein.

Zweijährige lebensgefährlich verletzt

Das Mädchen erlitt durch die Bisse lebensgefährliche Gesichts- und Kopfverletzungen und wurde in ein Krankenhaus gebracht. Durch eine sofort eingeleitete Notoperation konnte der Zustand des Kindes stabilisiert werden. Lebensgefahr besteht nicht mehr. Auch die Großmutter wurde laut Polizei durch Bisse des Hundes am Bein verletzt und kam ebenfalls ins Krankenhaus.

Ursache für Attacke noch unklar

Bei dem Hundehalter handelt es sich nach Informationen der Polizei um den Onkel des zweijährigen Mädchens, der normalerweise in Schleswig-Holstein lebt. Er hatte das Tier zur Betreuung seinen Verwandten überlassen, weil er sich zurzeit im Ausland befindet. Der Hund soll sich laut Mutter und Großmutter am Nachmittag selbständig zu dem Mädchen begeben und dieses unmittelbar aus noch ungeklärter Ursache angegriffen haben. Gegen beide Frauen sowie den Halter wird derzeit wegen fahrlässiger Körperverletzung ermittelt.

Offenbar kein sogenannter Listenhund

Der Hund namens Rocky, bei dem es sich nach den ersten Ermittlungen nicht um eine der aufgeführten Hunderassen gemäß des „Hamburgischen Gesetz über das Halten und Führen von Hunden“ (Hundegesetz) handeln soll, wurde durch die Polizei sichergestellt. Bei der Hunderasse soll es sich vermutlich um einen Old English Bulldog Mischling handeln. Inzwischen wurde das Tier auf Grundlage von § 23 Absatz 11 Hundegesetz eingeschläfert.

Hund attackierte schon mal ein Kind

Der im Jahr 2017 geborene Rasse-Mix sei wegen des Verdachts der Zugehörigkeit zu einer „Listenhund“-Rasse schon als Welpe dem Bezirksamt Wandsbek vorgeführt worden. Wie die Behörde gegenüber SAT.1 REGIONAL mitteilte, sei der Hund aber noch vor der abschließenden Rassefeststellung an einen anderen Hundehalter außerhalb Hamburgs verkauft worden. Im Jahr 2019 wurde dann im Bezirk Wandsbek eine Siebenjährige von dem Hund gebissen. Aufgrund dieses Vorfalls sei bekannt geworden, dass der Hund also doch weiterhin in Hamburg gehalten wurde.

Auch in Schleswig-Holstein als „gefährlich“ eingestuft

Das Bezirksamt habe daraufhin die Sicherstellung und Einziehung des Hundes angeordnet. Der Vollzug der Anordnung sei aber daran gescheitert, dass der Hund an einen anderen Halter in Schleswig-Holstein abgegeben wurde. Das örtlich zuständige Amt in Schleswig-Holstein wurde über den Halterwechsel und den Beißvorfall informiert und stufte den Hund als „gefährlich“ ein.

Bezirksamt laut eigener Aussage ahnungslos, dass der Hund zurück in Hamburg war

Anfang 2021 erfuhr das Bezirksamt Wandsbek durch das Amt in Schleswig-Holstein, dass sich der Hund wieder im Bezirk aufhalten soll. Die daraufhin erfolgte Überprüfung der Halteradresse und einer weiteren Kontaktadresse hätten jedoch keine Hinweise auf eine entsprechende Hundehaltung ergeben. Bis zu dem tragischen Vorfall am 6. Juni 2022 hätte das Bezirksamt keine Kenntnis darüber gehabt, dass sich der Hund im Bezirk Wandsbek aufgehalten habe. „Hund und Halter waren hier nicht gemeldet“, so die Behörde gegenüber SAT.1 REGIONAL.

Seelsorger im Einsatz

Nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen am Einsatzort in Rahlstedt wurden die Anwohner:innen und weitere Familienangehörige durch das Kriseninterventionsteam des Deutschen Roten Kreuzes seelsorgerisch betreut. Die Ermittlungen dauern an.

Gloria Saggau mit Polizei Hamburg und Bezirksamt Wandsbek

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